Der folgende Beitrag vollzieht, nach Akteuren und Texten bzw. Kommunikationsformen unterschieden, Bezugnahmen auf die Olympischen Sommerspiele 1936 als eine multiperspektivische Konstruktionen nach.Methodisch werden -für die Perspektive der NS-Akteure -die Zugänge der Raumlinguistik genutzt und entsprechende Referenzen als Verräumlichungs-Akte beschrieben. Unter der Voraussetzung, dass die offizielle Berichterstattung der Olympia-Zeitung die Funktion hatte, einen geistig-kulturellen Zusammenhang zwischen der klassischen Antike und der nationalsozialistischen Gegenwart herzustellen, werden exemplarisch spezifische Raum-und Zeitkonstruktionen analysiert. Mit der Behauptung der Identität der klassischen Antike mit dem Nationalsozialismus wird Rechtfertigungspotenzial geschaffen; unter dem Schutz des Prestiges dieser Kulturepoche und ihrer Hervorbringungen hat man Handlungsspielraum.Für die Perspektive von Dissidenten und Ausgeschlossenen werden Bezugnahmen zeitlinguistisch im Sinn von Chronoferenzen dargestellt. Diese konzipieren die Spiele als ein eine transitorische Realität schaffendes Zeitereignis, mit einem markierten Beginn und Ende, vor allem aber mit temporären Phänomenen, i. e. der auf die Spiele zeitlich begrenzten Aussetzung von Exklusionsmaßnahmen.Im Zeichen von Täuschung und Entlarvung werden die kommunikativen Akte akteursspezifisch zusammengefasst.Aufgrund der Multiperspektivität der Akteure, die auf den Diskurs zu den olympischen Sommerspielen 1936 Bezug nehmen, ist er ein agonales Zentrum mit disparaten akteursabhängigen Lesarten. Der Hauptfokus des Beitrags wird auf die Frage gerichtet, wie Beteiligte aus zwei antagonistischen Diskurspositionen (der NS-Affinen und der Ausgeschlossene) auf die olympischen Spiele Bezug nehmen, um die aufgrund je spezifischer Haltungen konträren Ereigniskonstitutionen "olympische Sommerspiele" sichtbar zu machen. Voraussetzend, dass Raum und Zeit soziale, sprachliche Konstruktionen sind, wird exemplarisch die raumzeitliche Dimension des Diskurses im Sinn des akteursdifferenzierten Zugangs empirisch fundiert erfasst. Grundlage sind für die NS-affine Perspektive die Olympia-Zeitung, für die Perspektive der Ausgeschlossenen Tagebucheinträge. Damit werden Zugänge zu Formen der Faktizitätsherstellung und kommunikativer Praktiken akteursdifferenziert mit Analysen raumzeitlicher Referenzen kombiniert.