Der Religionsunterricht gehört in Deutschland unumstritten zu den wichtigsten Aufgaben religiöser Bildung. Dass sich also evangelische Religionspädagogik in besonderer Weise darauf konzentriert, ist richtig. Denn an keinem anderen Lernort besteht die Chance, mit so vielen Kindern und Jugendlichen über Religion ins Gespräch zu kommen und eine kontinuierliche und systematische Auseinandersetzung mit religiösen Fragen zu ermöglichen.Allerdings reicht die Fixierung auf die Schule allein nicht mehr aus, wenn man wirklich schülerorientiert arbeiten möchte. Denn die Lebenswelt heutiger Kinder und Jugendlicher hat sich mit Blick auf die religiöse Dimension deutlich verändert. Der auffälligste Befund besteht darin, dass eine wie auch immer im Einzelnen sich gestaltende christliche Sozialisation von Kindern nicht mehr ohne weiteres vorausgesetzt werden kann (vor allem in Ostdeutschland 1 ). Dazu kommen die Herausforderungen einer zunehmend multireligiösen Gesellschaft (die sich momentan vor allem in Westdeutschland stellen), in der feste religiöse Identitäten unwahrscheinlich werden und die Menschen weitgehend religiös autonom agieren. 2 Eine sich ausschließlich auf die Schule konzentrierende Religionspädago-gik könnte all diese Veränderungen nicht angemessen aufnehmen. Notwendig ist ein weiterer Ansatz, um wirklich schülerorientiert zu arbeiten. Bei diesem Ansatz sollten einerseits neben der Schule auch die anderen Lernorte des Glaubens in den Blick kommen und müsste andererseits nach Interdependenzen der einzelnen Lernorte geforscht werden. 3 Gleichzeitig sollten die Erkenntnisse einer auf den Lebenslauf bezogenen Religionspädagogik aufge-1 Vgl. Michael Domsgen (Hg.), Konfessionslos -eine religionspädagogische Herausforderung. Studien am Beispiel Ostdeutschlands, Leipzig (Evangelische Verlagsanstalt) 2005. 2 Vgl.