Feministische Standpunktepistemologien sind aus der feministischen Wissenschaftskritik am Androzentrismus in der Wissenschaft heraus entstanden. Vertreterinnen der feministischen Standpunktepistemologie diskutieren dabei Fragen nach dem wissenschaftsproduzierenden Subjekt und den Bedingungen der Wissenschaftsproduktion. Insbesondere das Verhältnis zwischen sozialer Positioniertheit – qua Geburt und Sozialisation – und der Einnahme einer epistemisch-politischen Positionierung auf Seiten der Marginalisierten steht im Mittelpunkt dieser Debatten. Wenn neues und differenziertes Wissen auch von privilegierten Positionen aus produziert werden kann, können dann Männer feministisches Wissen produzieren? Unter welchen Bedingungen ist dies möglich und welche Rolle spielt dabei die Institution Universität? Diese Fragen bearbeiten wir mit Blick auf die Figur des feministischen Wissenschaftlers, der zwar feministische Theorie rezipiert, jedoch neben seinem 15-stündigen Arbeitstag keine Zeit mehr für Reproduktionsarbeit hat. Wir schlagen daher eine profeministische Perspektive vor, die über das Individuum hinausgeht und letztlich auf eine profeministische Politisierung der Universität abzielt. Dabei greifen wir auf das Konzept der Hegemonieselbstkritik zurück und schlagen in Anknüpfung daran profeministische Praxen auf vier unterschiedlichen Ebenen vor, die in der Universität erprobt und theoretisch vertieft werden können.