Zusammenfassung
Ziel Trotz der gewachsenen Bedeutung von beruflich orientierten Konzepten
bei chronischen Erkrankungen spielen sie in der medizinischen Rehabilitation von
Rehabilitand:innen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung (CED) bislang noch
eine untergeordnete Rolle. Ziel der Studie war die Erprobung eines
berufsbezogenen Konzeptes für CED-Rehabilitand:innen mit Anzeichen einer
beruflichen Problemlage sowie die Überprüfung der Akzeptanz bei Betroffenen und
ihren Behandelnden. Erste Hinweise auf berufsbezogene und gesundheitliche
Prä-Post-Effekte sollten ermittelt werden.
Methodik In einer einarmigen, multizentrischen, prospektiven
Kohortenstudie wurden CED-Rehabilitand:innen zwischen 18 und 63 Jahren
konsekutiv zu Reha-Beginn auf eine berufsbezogene Problemlage gescreent.
Teilnehmende mit beeinträchtigter beruflicher Teilhabe nahmen an einer beruflich
orientierten Rehabilitation teil und bearbeiteten zu Beginn, am Ende und 6
Monate nach der Rehabilitation einen Fragebogen. Als primäre Zielgrößen wurden
die Einschränkungen der Teilhabe sowie Art und Umfang beruflicher Probleme
definiert. Nach Implementierung des Konzeptes wurden Zufriedenheit und Barrieren
in zwei Fokusgruppeninterviews mit Reha-Mitarbeitenden erhoben.
Ergebnisse Von 156 Rehabilitand:innen, die am berufsbezogenen Konzept
teilnahmen, lagen für 114 (Ø 46,9 Jahre, 55,3% weiblich, 56,1% Morbus Crohn)
komplette Datensätze zu allen Messzeitpunkten vor. Ein halbes Jahr nach der
Teilnahme zeigten sich signifikante Verbesserungen in der erlebten Einschränkung
der Teilhabe (p<0,001) und in der berufsbezogenen Problemvielfalt
(p<0,001). In 12 der untersuchten 27 berufsbezogenen Problemfelder reduzierte
sich die derzeitige berufliche Belastung in signifikanter Weise, u. a. in den
Bereichen „Müdigkeit“ (p<0,001) und „verringerte Leistungsfähigkeit“
(p<0,001). Das neue Versorgungskonzept wurde von allen beteiligten
Mitarbeitenden und Rehabilitand:innen positiv angenommen. Teilnehmende
bewerteten die in Anspruch genommenen Therapieangebote mehrheitlich positiv.
Barrieren in der Umsetzung ergaben sich durch begrenzte personelle und zeitliche
Ressourcen.
Schlussfolgerung Die Rückmeldungen der teilnehmenden Rehabilitand:innen
und positiven Veränderungen in den untersuchten Parametern 6 Monate nach der
Rehabilitation weisen auf eine gelungene Implementierung berufsbezogener Inhalte
und erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes hin. Trotz der vielversprechenden
Ergebnisse und der hohen Akzeptanz, erfordert eine umfassende Implementierung in
die Routineversorgung mehr Ressourcen. Ob die positiven Verlaufseffekte kausal
auf die Teilnahme an einer berufsbezogenen Rehabilitation zurückzuführen sind,
bleibt unklar. Hierfür bedarf es weiterer Forschung in Form von randomisierten
kontrollierten Studien.