Laurenz Ennser-Jedenastik Zusammenfassung 9 Österreich verfügt über einen der am stärksten ausgebauten Sozialstaaten Europas: Knapp 30 Prozent der Wirtschaftsleistung fließen in Sozialausgaben. 9 Daraus ergibt sich eine starke Umverteilungswirkung: Fast die Hälfte der Einkommensungleichheit wird durch das Steuer-und Sozialsystem ausgeglichen. 9 Der österreichische Sozialstaat hat seine Wurzeln in den 1880er-Jahren. Damals wurden die ersten Gesetze zur Unfall-und Krankenversicherung für Arbeiter*innen verabschiedet. 9 Österreich gehört zu den konservativen Sozialstaatstypen: Das äußert sich in einem robusten Sozialversicherungssystem mit beitragsfinanzierten, einkommensabhängigen Leistungen, dezentralen Strukturen (Selbstverwaltung, Bedeutung des Dritten Sektors) und einer Familienpolitik, die traditionelle Rollenbilder fortschreibt. 9 Im europäischen Vergleich sind besonders die Pensionsausgaben in Österreich hoch. Beim Arbeitslosengeld hingegen ist die Nettoersatzrate vergleichsweise niedrig. In der Familienpolitik gibt es in Österreich relativ hohe Geldleistungen (Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld), aber niedrige Ausgaben für Sachleistungen (Kinderbetreuung). 9 Die österreichische Sozialpolitik war lange von der Sozialpartnerschaft geprägt. Kern der Sozialpartnerschaft ist der Interessensausgleich und die Abstimmung politischer Vorhaben zwischen Regierung und den Interessensvertretungen der Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen. 9 Eine Ursache für die jahrzehntelange Stabilität der Sozialpartnerschaft ist die enge personelle und organisatorische Verflechtung von Verbänden und Parteien. Die Arbeiternehmer*innen-Verbände (ÖGB, AK) stehen dabei der SPÖ, die Arbeitgeber*innen-Verbände (WKO, LK) der ÖVP nahe.
EinleitungSozialpolitik umfasst alle politischen Maßnahmen und Prozesse zur Errichtung, Ausund Umgestaltung des Sozialstaates. Während Sozialstaaten in unterschiedlichen Ländern und zu unterschiedlichen Zeiten sehr verschieden aussehen, ist ihnen doch eines