Die Oberflächen‐Organometallchemie ist ein Gebiet der heterogenen Katalyse, das erst vor kurzem aus einer vergleichenden Analyse der homogenen und der heterogenen Katalyse hervorgegangen ist. In der chemischen Industrie wurde die heterogene Katalyse häufig bevorzugt, doch wurde die Entwicklung besserer Katalysatoren dadurch erschwert, dass zahlreiche verschiedene aktive Zentren vorliegen und diese zudem in zu geringer Zahl. Hierdurch wurde eine gezielte Verbesserung dieser Systeme verhindert – daher die empirische Natur der heterogenen Katalyse. Katalyse ist in erster Linie ein molekulares Phänomen, und es müssen wohldefinierte Organometallintermediate oder ‐übergangszustände auf Oberflächen beteiligt sein. Man muss daher in der Lage sein, ein wohldefiniertes aktives Zentrum aufzubauen, seine Katalysatorleistung zu testen und eine Struktur‐Aktivitäts‐Beziehung aufzustellen, die dann wiederum – wie bei der homogenen Katalyse – zur Entwicklung besserer Katalysatoren genutzt wird.
Die Oberflächen‐Organometallchemie überträgt die Konzepte und Methoden der molekularen Organometallchemie auf Oberflächen. So können über das Verständnis der Reaktion von Organometallkomplexen mit dem Träger, der als starrer Ligand aufgefasst werden kann, wohldefinierte Oberflächenspezies hergestellt werden. Durch diesen neuartigen Ansatz der heterogenen Katalyse kann man auf molekularem Niveau Einsichten in das Design neuer Katalysatoren erhalten; sogar die Entdeckung neuartiger Reaktionen ist möglich (Ziegler‐Natta‐Depolymerisation und Alkanmetathese). Obwohl sie schon seit mehr als 100 Jahre bekannt ist, kann die heterogene Katalyse auch heute noch verbessert werden – sie wird eine entscheidende Rolle bei der Lösung einiger der gegenwärtigen gesellschaftlichen Probleme spielen. Sie verspricht eine Antwort auf ökonomische und ökologische Probleme, denen sich die Industrie bei der Herstellung von Chemikalien (Agrochemikalien, Petrochemikalien, Pharmazeutika, Polymeren, Grundchemikalien) gegenüber sieht.