Zusammenfassung
Hintergrund
International hat sich die endoskopische Ohrchirurgie („endoscopic ear surgery“, EES) fest etabliert. In Deutschland wird sie kontrovers diskutiert und unterschiedlich angewendet. Daher erfolgte eine Umfrage zu Angebot, Indikationen, Kontraindikationen und zum zukünftigen Stellenwert der EES.
Methodik
An 141 deutsche Universitäts- und Hauptabteilungen für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie wurde ein Fragebogen mit 20 Fragen versendet. Die Ergebnisse wurden anhand aktueller Literatur gemäß Suche in PubMed und Google Scholar erörtert.
Ergebnisse
Der Umfragerücklauf betrug 32 % (45 Kliniken). Die EES meist flankierend durchzuführen, gaben 27 Kliniken (60 % der Antwortenden) an. Nur eine Klinik führte alle Ohreingriffe ausschließlich endoskopisch durch. Bei Auftreten intraoperativer Blutungen, Bohrarbeiten am Mastoid oder bei Notwendigkeit bimanuellen Arbeitens wurde zur mikroskopischen Technik („microscopic ear surgery“, MES) gewechselt. Als häufigste Indikationen für die EES wurden Tympanoskopie, Cholesteatom, Retraktionstasche, Eingriffe am Trommelfell und am Gehörgang angegeben. Der Aufwand bei der EES wurde in rund 50 % aller Antworten höher als in der MES eingeschätzt. Bei den EES-Kliniken dominierte mit 78 % der Tragusknorpel als rekonstruktives Transplantat. Nur 4 von 45 antwortenden Kliniken schätzten den zukünftigen Stellenwert der EES in Deutschland als hoch ein.
Schlussfolgerung
Die EES wird in Deutschland zwar eingesetzt, jedoch nur in wenigen HNO-Kliniken in größerem Umfang angewendet. Als problematisch gelten das einhändige Arbeiten, die Durchführung von Bohrarbeiten, Beherrschung von Blutungen und der insgesamt als höher eingeschätzte Aufwand. Häufig wird deshalb die EES flankierend am Ohr angewendet und zwischen EES und MES gewechselt.