ZusammenfassungDer Beitrag entwirft eine erziehungswissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung, die das menschliche Subjekt, die Sozialform der Organisation und das beide einbettende Gesellschaftssystem als unterschiedliche Analyseebenen zueinander differenziert. Dazu werden in einem ersten Schritt Gesellschaftstheorien der (Nicht‑)Nachhaltigkeit analysiert und im Hinblick auf das etablierte gesellschaftstheoretische Diskursmuster der De- und Rezentrierung des Subjekts diskutiert. In der Gegenüberstellung individueller Lebenspraxis und gesellschaftlicher Infrastruktur spielt sich dieses dauerhaft ein, womit die gesellschaftsweite Verbreitung pädagogisch wirksamer Moralkommunikation einhergeht. Der Kontrast von Subjekt und Gesellschaft verstellt aber auch den Blick dafür, dass gesellschaftliche Kontinuitäten – und damit auch die (Nicht‑)Nachhaltigkeit der Gesellschaft – mit der Sozialform der Organisation verbunden sind. Die soziale Form der Organisation bietet sowohl eine Antwort auf die Frage nach den Ursachen gesellschaftlicher Nichtnachhaltigkeit wie sie Anknüpfungspunkte der Transformation vorhält. Diese bestehen nicht nur in einer organisational vermittelten Pädagogik der Dinge, sondern begründen sich auch dadurch, dass durch organisationale Strukturbildung eine sozial weitreichende Wirkung realisiert wird, die über subjektive Konsumentscheidungen oder Präferenzen des Lebensstils hinausreicht. Dass diese als Ergebnis der Ausdifferenzierung von Verhaltenserwartungen und Handlungsimperativen selbst genuin pädagogisch ist, verweist darauf, dass sich auch im Kontext der Nachhaltigkeitstransformation pädagogische Vermittlung und Aneignung nicht auf menschliche Interaktionen reduziert. Die pädagogische Wirkung überindividueller Formen der Strukturbildung stellt für eine erziehungswissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung eine Aufgabe in Theoriebildung, Empirie und Vermittlung dar.