In der Informatikbranche arbeiten bis zu 30 % Frauen, jedoch zumeist in den nichttechnischen Bereichen, denn unter den Informatikern sind Frauen EU-weit nur zu 15 % anzutreffen und in Deutschland nur zu 12 % [36] oder 18 % laut Bundesagentur für Arbeit [14,15]. Dabei ist der Trend rückläufig, d. h. der Frauenanteil sinkt. Im Jahr 2010 betrug der Frauenanteil der Studierenden im 1. Fachsemester Informatik 19 % [14], 2011 dann 15 %, 2001-2008 waren es zwischen 14,8 und 16,2 % mit sinkendem Trend [53]. Gerade auf höheren Hierarchieebenen sind Frauen unterrepräsentiert: Der Frauenanteil lag 2006 bei 4,5 % auf der Geschäftsführungsebene im Informatikbereich [34]. Frauen machen in der EU mehr als 50 % der Studierenden aus und bekommen 43 % der Doktortitel, sind aber auf Professuren nur zu 15 % vertreten [21, S. 55]. Dabei gehört Deutschland EU-weit zu den Ländern mit dem niedrigsten Professorinnenanteil mit nur 9,2 % [21, S. 57].Für den Schwund an Frauen über die Hierarchiestufen hinweg kann es ganz verschiedene Gründe geben, wie wir im folgenden Abschnitt diskutieren. Uns interessiert hier ganz besonders der Effekt des ,,Gender Bias", also wenn die Karriere von Frauen durch Vorurteile und Diskriminierung behindert wird. "Gender bias is the often unintentional and implicit differentiation between men and women situating one gender in a hierarchical position to the other, as a result of stereotypical images of masculinity and femininity steering the assessment and selection process or the gendered structure of the scientific system. Explicit gender bias is prohibited, but still exists -discriminatory practices considering recourses seemed partly to explain the under-representation of female scholars at the highest positions" [45]. Diese Diskriminierung findet oft unbewusst und unabsichtlich statt und lässt sich in einzelnen Lebensläufen nicht eindeutig nachweisen, da auch andere Effekte Karrieren behindern. Aber im statistischen Mittel über größere Fallzahlen im Vergleich zwischen Männern und Frauen kann ein Gender Bias deutlich werden.Eine wichtige Rolle in Karriereverläufen spielen sogenannte Gate-keeper. Das sind Personen, die qualitätssichernd über den Zugang zu Karrieremöglichkeiten, Veröffentlichungsmöglichkeiten oder Geldern entscheiden. Gate-keeper bewerten "the promise and limitations of aspirants to new positions, thus affecting the mobility of individual scientists and, in the aggregate, the distribution of personnel throughout the system" [46, S. 523]. Gate-keeper gibt es in der Wissenschaft auf allen Karrierestufen und in verschiedenen Bereichen: auf Konferenzen und in Zeitschriften, in wissenschaftlichen Vereinigungen und Vereinen, in der Forschungsförderung sowie bei Stellenbesetzungen und Beförderungen.,,Frauen sind in Positionen, in denen wichtige Entscheidungen getroffen werden (gate-keeping positions), weiterhin unterrepräsentiert. Dies liegt vor allem an ihrer mangelnden Präsenz in höhe-ren akademischen Qualifikationsstufen und daran, dass das Peer-Review-System bekanntermaßen