Kein Medikament war je so wirksam wie die Antibabypille. Sie hat wesentlichen Anteil
an zwei der größten Herausforderungen unseres Gesundheitswesens.
Erstens dem Glauben, alle Medikamente würden so gut wirken und zweitens dem
demographischen Wandel. Unsere Kultur ist von der Idee geleitet, dass man letztlich
durch Investition in Forschung und Technik alle Probleme lösen und alle
Unsicherheit des Lebens beseitigen kann. Dies hat zu einer Flut diagnostischer und
therapeutischer Möglichkeiten geführt, deren unkritischer oder
gewinnorientierter Einsatz sich am besten mit dem Begriff Überversorgung
beschreiben lässt. Vor allem binden sie unsere teuerste und knappste
Ressource, das medizinische Personal, das an anderer Stelle fehlt. Ein
Gesundheitswesen, das schon in normalen Zeiten an der Grenze seiner Belastbarkeit
steht, kommt in Krisenzeiten schnell an die Grenzen seiner Resilienz. Die Politik
der vergangenen 20 Jahre hat Wettbewerb und Konkurrenz im Gesundheitswesen
gefördert. Hat dieser Ansatz wirklich zu einer effizienteren,
kostengünstigeren und besseren Medizin geführt? Werden Innovation
und Wettbewerb die richtigen Antworten sein, wenn es darum geht das Problem des
demographischen Wandels zu lösen? Wir glauben beides nicht und fordern
deshalb zu Diskussion und Kooperation auf.