Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts sind ein häufiger Vorstellungsgrund für Meerschweinchen in der tierärztlichen Praxis. Erfahren Sie mehr über mögliche Ätiologien, Symptome, Diagnostik und Therapie dieses vielschichtigen Krankheitsbilds. Verdauungsphysiologie des Meerschweinchens Bedingt durch ihren ursprünglichen Lebensraum, das Gras-und Buschland Südamerikas in bis zu 4000 Metern Höhe, ist der Verdauungstrakt dieser dämmerungsaktiven herbivoren Tiere auf die Aufnahme von vielen kleinen (täglich bis zu 100) Grünfutterportionen spezialisiert [1]. Der einhöhlige Magen des Meerschweinchens hat ein Fassungsvermögen von ca. 30 ml und liegt im linken kranialen Quadranten des Abdomens [1, 2]. Der starke Kardiamuskel des ansonsten mit einer dünnen Muskelschicht ausgestatteten Magens verhindert, dass die Tiere sich erbrechen können [1]. Nach einer kurzen Magenpassage von ca. 2 Stunden erfolgt die lange Darmpassage von 8-30 Stunden (einschließlich Koprophagie bis zu 60 Stunden) [1, 2]. Das dünnwandige große Zäkum macht 65 % des gesamten Gastrointestinaltrakts aus (▶ Abb. 1) und ist Hauptort für die mikrobielle Fermentierung und die Produktion essenzieller Fettsäure und Vitaminen (abgesehen von Vitamin C, das Meerschweinchen aufgrund der fehlenden L-Gulonolactonoxidase nicht eigenständig synthetisieren können) [1, 2]. Meerschweinchen betreiben dabei bis zu 150-200 Mal täglich Koprophagie, um Vitamine und Bakterien zurückzugewinnen [1, 2]. Den Hauptanteil der Darmflora des Meerschweinchens machen anaerobe Laktobazillen und gram-positive Bakterien aus. Daneben sind Hefen, Coliforme und Clostridien in kleiner Zahl vorhanden [1-3].