Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird diskutiert, ob ein Verständnis von Gesetzen als komplexe Interventionen bei der Planung und Durchführung von Gesetzesevaluationen hilfreich ist. Hierzu werden Erfahrungen bei der Generierung wissenschaftlicher Grundlagen für die Evaluation des Bundeskinderschutzgesetzes (BKiSchG) reflektiert und ein Prozessmodell für die Strukturierung des Prozesses der Datengewinnung vorgeschlagen. Handelt es sich bei dem in seinen Folgen zu untersuchenden Gesetz um eine komplexe Intervention, dann hat dies Konsequenzen für das Forschungsdesign und erhöht den Aufwand bei der Dateninterpretation. Ein Verständnis als komplexe Evaluation hilft aber auch, vereinfachende und unangemessene Wirkungsaussagen zu vermeiden und trägt dazu bei, den Nutzen der Evaluation jenseits solcher unangemessenen Wirkungsaussagen sichtbar werden zu lassen. Im Kontext der Evaluation von Entwicklungszusammenarbeit und im Bereich von public health liegen Erfahrungen mit komplexen Evaluationsstrategien vor, die sich auch auf Gesetzesevaluationen übertragen lassen. Deshalb plädiert der Autor dafür, die bisher eher getrennt verlaufenden Diskussionslinien zu Gesetzesevaluationen und zur Evaluation komplexer Interventionen stärker miteinander zu verknüpfen.