Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Eine standardisierte Erfassung von Depressivität wird bei Alkoholabhängigen dadurch erschwert, dass Alkohol bzw. Alkoholentzug zu depressiven Verstimmungen und vegetativer Symptomatik führen kann. Gängige Messinstrumente zur Depression sind außerdem nicht für Alkoholikergruppen entwikkelt und an diesen bisher kaum überprüft worden. Fragestellung: Die Studie untersucht die psychometrischen Eigenschaften des Beck-Depressionsinventars (BDI) bei Alkoholikern. Methode: Es wurde eine unausgelesene Stichprobe von 665 Alkoholikern (143 Frauen, 522 Männer) in stationärer Behandlung analysiert. Ergebnisse: Die interne Konsistenz des BDI war mit 0,90 hoch. Analysen mit dem ordinalen Rasch-Modell ergaben jedoch, dass die Kategorie 3 in drei Items nicht den theoriekonformen Schweregrad abbildet. Bedeutsame Geschlechtsunterschiede waren nicht zu verzeichnen. Verkürzte Skalen mit sieben bzw. neun Items, die aufgrund inhaltlicher und empirischer Vorgaben gebildet wurden, weisen ebenfalls noch hohe Reliabilität auf, ebenso eine nur aus drei Items bestehende Kernsymptom-Skala. Schlussfolgerung: Die Reliabilität des BDI ist hoch, doch wird wegen insgesamt besserer psychometrischer Eigenschaften der Gebrauch der Subskalen empfohlen. Deren prognostische Validität zur frühzeitigen Differenzierung von Alkoholpatienten mit und ohne zusätzliche depressive Störung muss jedoch noch bestätigt werden.