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Herausgeber der Reihe
Der Verstorbene im Selbstverständnis der modernen Gesellschaft: Thematische Facetten zur EinführungProf. Dr. jur. Gunnar Duttge
Von den letzten Dingen …Über Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit des leiblichen Todes denkt der Mensch schon seit jenem Augenblick nach, in dem er sich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst geworden ist. Hierin liegt sowohl der Dreh-und Angelpunkt allen Philosophierens wie auch der Beginn des religiösen Glaubens, der im Kern stets Trost und Hoffnung auf "Unsterblichkeit" im Bewusstsein einer den Menschen übersteigen-den -göttlichen -Instanz zu spenden sucht. Der Tod als existentielle "Grenzsituation" schlechthin (Jaspers 1956, S. 220 ff.) hat insbesondere schon früh die Fundamentalfrage aufgeworfen, ob hierin überhaupt ein "Übel" zu sehen sei, und fortlaufend zu Deutungsvorschlagen Anlass gegeben, was wohl die "richtige", adäquate Haltung des Menschen zu den Grenzen seiner eigenen Existenz sein könnte (aus der Gegenwartsliteratur u.a. Nagel 2008; Tugendhat 2006; Williams 2001). Was dem Menschen und der menschlichen Gemeinschaft jedoch stets wichtig war und bis heute wichtig ist, kann man als eine "geordnete Regelung der Verhältnisse" nach dem eigenen Ableben bezeichnen, eingeschlossen die Frage nach einem "Nachleben" (sei es in den Kindern, in Büchern o.a.) und den Umgang mit seinen sterblichen Überresten -traditionell an einem Ort des "Andenkens" durch die Angehörigen gebunden, für die anderen im Sinne eines letzten Dienstes an der Menschheit zur Rettung eines hilfsbedürftigen Menschen oder für den allgemeinen Erkenntnisgewinn gestiftet.
Gunnar Duttge 6Schon immer war es den menschlichen Gemeinschaften ein wichtiges Bedürfnis, ihren Verstorbenen in sichtbarer Form ein "ehrendes" Fortleben innerhalb der zurückbleibenden Gemeinschaft der Lebenden zu verschaffen, gleichsam als "Brü-cke" vom Diesseitigen zum Jenseitigen. Nur mehr die Symbole und Riten unterfallen dem geschichtlichen Wandel und unterscheiden sich auch zwischen den Völ-kern je nach vorherrschenden Todes-und Jenseitsvorstellungen, zeugen also von der kulturellen Bedingtheit des Andenkens. Auch wo die tradierte Rückführung zur Erde (1. Mose, 3,19: "Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück") in Gestalt der christlichen Bestattung im "Gottesacker" seine Attraktivität verliert, schwindet nicht das Bedürfnis, die Erinnerung an den Verstorbenen wachzuhalten und die Verbundenheit mit ihm zum Ausdruck zu bringen -sei es durch Verarbeitung der Asche zu einem Schmuckstück oder online in einem "virtuellen Friedhof" (Köne-ke 2016). Zugleich wächst das Bedürfnis des Menschen nach einer individuellen, zur eigenen Person stimmigen Form des Abschiednehmens und Zielbestimmung der sterblichen Überreste, die sich aber nicht mehr wie zu Frühzeiten der Menschheitsgeschichte an sozialem Status und materiellem Reichtum ausrichtet (z.B. C...