Nichtkatalysierte Transferhydrierungen sind H2‐Übertragungsreaktionen von Donoren mit schwach gebundenen Wasserstoffatomen auf ungesättigte Acceptoren mit z. B. C‐C‐, C‐O‐, C‐N‐, N‐N‐oder N‐O‐Doppelbindungen, die durch H‐Atom‐Übertragung (Retrodisproportionierung) eingeleitet werden. Transferhydrogenolysen sind Reaktionen, bei denen σ‐Bindungen unter H2‐Addition gespalten werden. Die Hydrierungen werden durch eine H‐Übertragung abgeschlossen und folgen keinem Kettenmechanismus. Die einleitenden H‐Atom‐Übertragungsschritte beider Reaktionen ergänzen die bimolekularen Radikalbildungsreaktionen (Molecule Induced Radical Formation, MIRF) wie die Bildung von 1,4‐Diradikalen aus Alkenen oder Heteroalkenen. Transferhydrierung und ‐hydrogenolyse sind bei der Kohleverflüssigung ebenso von Bedeutung wie bei Aromatisierungen mit Nitroarenen oder Chinonen und möglicherweise sogar bei der biochemischen Dehydrierung. Wir berichten hier über Studien zum Mechanismus, über Struktur‐Reaktivitäts‐Beziehungen und die derzeitige Anwendungsbreite dieser Reaktionen.