Isotopeneffekte kçnnen die Bildung und den Bruch chemischer Bindungen im Verlauf chemischer Reaktionen maßgeblich beeinflussen. Hier berichten wir über die Entdeckung einer fundamentalen ¾nderung der Art der chemischen Bindung durch Isotopensubstitution. Sie beruht auf systematischen quantenchemischen Rechnungen für die Isotopomere BrLBr, wobei "L" ein Wasserstoffisotop bezeichnet. Demnach werden alle vergleichsweise schwereren Isotopomere BrHBr, BrDBr, BrTBr und Br 4 HBr durch Van-der-Waals-Bindung stabilisiert, wobei 4 H das myonische Helium-Atom bezeichnet, also das schwerste Wasserstoffisotop. Demgegenüber ist das leichteste Isotopomer, BrMuBr, ausschließlich schwingungsgebunden, wobei "Mu" das Myoniumatom bezeichnet; dies ist in Übereinstimmung mit seiner mçglichen Beobachtung im jüngsten Experiment zur Mu + Br 2 -Reaktion. Demzufolge wird BrMuBr am Sattelpunkt der Potentialenergiefläche stabilisiert, wobei der Anstieg der Potentialenergie durch Absenkung der Schwingungsnullpunktsenergie überkompensiert wird.Seit der Entdeckung des Deuteriums [1] spielen Effekte der Isotopensubstitution auf molekulare Eigenschaften und auf die Reaktionsdynamik eine wichtige Rolle in der Chemie. [2,3] Allerdings ist Deuterium nur doppelt so schwer wie das Wasserstoffatom; Tritium ist dreimal so schwer wie das Wasserstoffatom, weil es aber gefährlich radioaktiv ist, wurde es nur eingeschränkt angewendet. Folglich ist es Aufgabe des Forschungsgebiets über Myonen [4][5][6] geworden, das Massenspektrum der Wasserstoffisotope signifikant zu erweitern, und zwar von Myonium (Mu = m + e À ) mit der Masse 0.114 u [4,5] bis zum myonischen Helium ( 4 H = [ 4 He ++ m À ] + e À ) mit der Masse 4.116 u. [7][8][9] Hier stellen wir einen neuen Quantenisotopeneffekt vor, bei dem die Substitution von H durch Mu im BrHBr-Radikal eine fundamentale ¾nderung der Art der chemischen Bindung bewirkt.Normalerweise ist die Bildung chemischer Bindungen mit einer Absenkung der Potentialenergie (PE) verknüpft, meist begleitet von einem unerheblichen Anstieg der Schwingungsnullpunktsenergie ("zero point energy", ZPE). Grundsätzlich kann dieser gängige Mechanismus auch umgekehrt werden, sodass bei der Bildung einer chemischen Bindung die PE ansteigt, vorausgesetzt, dies wird durch eine Absenkung der Schwingungs-ZPE überkompensiert. Dieser alternative Bindungsmechanismus wird entsprechend als "Schwingungsbindung" bezeichnet; derart schwingungsgebundene Moleküle werden beim Sattelpunkt der Potentialenergiefläche ("potential energy surface", PES) stabilisiert, weit entfernt von irgendwelchen Potentialminima. Obwohl diese rein quantenmechanische Art der chemischen Bindung grundsätzlich bekannt ist, [10][11][12][13][14][15][16][17][18] wurde die Stabilisierung schwingungsgebundener Zustände bisher noch nicht überzeugend dokumentiert. [19] Hier bringen wir den ersten klaren Nachweis für ihre Existenz, und zwar durch hochkarätige quantenmechanische Berechnungen der Eigenzustände der Produkte BrLBr der Br + LBr-Reaktion, wobei die Isotopensubstitution den bemerkens...