Zusammenfassung
Hintergrund
Bisher gibt es keinen Konsens darüber, wie Ototoxizität in Verlaufsmessungen standardisiert zu erfassen ist. Für die Diagnostik von Schädigungen des cochleären Verstärkers sind Messverfahren notwendig, die eine möglichst hohe Test-Retest-Zuverlässigkeit und eine hohe Aussagekraft hinsichtlich persistierender Schädigungen aufweisen. Hörschwellenschätzungen auf der Grundlage von Kurzpuls-DPOAE-Pegelkarten („estimated distortion-product thresholds“, LEDPT) berücksichtigen individuell optimale DPOAE-Anregungspegel und erlauben eine zuverlässige quantitative Schätzung des cochleär bedingten Hörverlusts.
Methodik
Hörschwellen wurden mithilfe von LEDPT objektiv geschätzt und mit einer modifizierten Békésy-Tracking-Audiometrie (LTA) subjektiv erfasst. Die Messungen wurden siebenmal innerhalb von drei Monaten bei 14 Frequenzen (f2 = 1–14 kHz) in 20 Ohren (PTA4 (0,5–4 kHz) < 20 dB HL) durchgeführt. Die Rekonstruktion des DPOAE-Wachstumsverhaltens in Abhängigkeit von den Anregungspegeln L1,L2 erfolgte auf der Grundlage von 21 DPOAE-Amplituden und ermöglichte mithilfe einer numerischen Anpassung einer nichtlinearen mathematischen Funktion die Berechnung eines LEDPT für jede Anregungsfrequenz. Für die gleichzeitige kombinierte Betrachtung wurden Verteilungen der Hörschwellen (LTA, LEDPT), der DPOAE-Pegel (LDP) und Kombinationen davon ermittelt.
Ergebnisse
Einzeln betrachtet wiesen LTA und LEDPT jeweils eine Test-Retest-Zuverlässigkeit mit einem Median der absoluten Differenzen (AD) von 3,2 dB bzw. 3,3 dB auf, der sich durch Anwendung eines kombinierten Analyseparadigmas aus LEDPT, LDP und LTA auf 2,0 dB signifikant reduzieren ließ.
Schlussfolgerung
Es ist zu erwarten, dass ein auf einer Kombination von LEDPT, überschwelligen LDP, und feinstrukturreduzierter LTA basierendes Analyseparadigma eine höhere Güte (Sensitivität und Spezifität) des Tests erzielt, um pathologische oder auch regenerative Veränderungen der äußeren Haarsinneszellen zuverlässig zu detektieren.