Wir befknden uns im Jahr 2024. Seit über vier Jahren lässt die Covid-19-Pandemie der Welt den Atem stocken. In Zeiten globalisierter Digital-Kommunikation in Echtzeit ist die Krise nicht nur global, sie ist mediales Großereignis, an dem nahezu die gesamte Weltbevölkerung gleichzeitig teilhat. Dabei steht die Kommunikation dieses Massenphänomens -unter dem populären Label »Corona« -vor einer besonderen medialen Herausforderung: Die Infektionsgefahr durch das neuartige Virus lässt sich nicht so einfach darstellen und ist dementsprechend auch schwierig in massenmedial vermittelten Bildern und Phrasen verständlich zu machen. Anders als etwa bei der Berichterstattung zu den Anschlägen auf das World Trade Center vor nunmehr über zwanzig Jahren gibt es diesmal (zunächst) keine »ikonischen« und vor allem unmittelbar decodierbaren Bilder und Chiffren, die den Problemkomplex der Coronavirus-Krise schnell und unmissverständlich illustrieren und kommunizieren. Der Großteil der weltweit verbreiteten Krisenbilder zeigt vielmehr mittelbare Folgen und Effekte des eigentlichen Geschehens: 2020 waren es die ungewohnt leeren Straßen und Regale, geschlossene Grenzen, Masken und Schutzanzüge, Leichenwagen und Särge, ein Jahr später waren es Menschenschlangen vor Impfzentren und Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Diese Motive sprechen nicht unmittelbar für sich, insofern sie zunächst nicht zwingend auf eine pandemische Ursache zurückzuführen sind, ihre katastrophische Kausalität lässt sich nicht an ihrer Oberfläche erkennen und ablesen, ist vielmehr erklärungsbedürftig, muss verstanden und akzeptiert werden. Damit stehen nicht nur Wissenschaftler:innen plötzlich im Zentrum der medialen und politischen Aufmerksamkeit. Auch der jeweiligen medialen Rahmung der vielfältigen Verbreitungsformen der Kriseninformationen kommt eine enorme Bedeutung zu. Fragen der Glaubwürdigkeit, der Seriosität und Unabhängigkeit der Berichterstattung rücken ins Zentrum einer oft kritischen bis misstrauischen Wahrnehmung. Stimmen und Quellen, die sich als »wahrhaftigere« Alternativen zu den etablierten Medien präsentieren, suchen ihr Publikum verstärkt über die sozialen Medien und auf Wegen, die bisher vornehmlich der Kommunikation über Pop, Alltagskultur und andere eher unpolitische fnemen