Zusammenfassung
Hintergrund Die chirurgische Behandlung von perianalen Fisteln, die von Morbus Crohn (MC) oder kryptoglandulären Abszessen (KGA) ausgehen, bleibt eine Herausforderung. Daten zu
langfristigen Heilungsraten sind rar. Unser Ziel war es, die langfristige Erfolgsrate von Mukosa-Muskel-Flap-Operationen (MMF-Operationen) zu bewerten.
Methoden Diese monozentrische retrospektive Studie wurde zwischen dem 1. März 2010 und dem 31. März 2020 an einem tertiären Referenzzentrum (Charité Universitätsklinikum Berlin,
Campus Benjamin Franklin) durchgeführt. Patienten mit komplexen perianalen Fisteln, die durch MC oder KGA entstanden und mit MMF behandelt wurden, wurden eingeschlossen. Die langfristigen
Heilungsraten von MMF-Operationen bei KGA und MC wurden verglichen. Regressionsanalysen wurde angewandt, um prädiktive Faktoren für eine definitive Heilung zu identifizieren.
Ergebnisse 83 Patienten (24 MC, 59 KGA) wurden eingeschlossen. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug bei MC 5,4 und bei KGA 1,9 Jahre. Eine definitive Heilung der Fisteln wurde bei
19 (79,2%) MC-Patienten (p = 0,682) und bei 44 (74,6%) KGA-Patienten erreicht. Die Heilungszeit war bei KGA signifikant kürzer als bei MC (9,3 Monate [Standardabweichung: SD = 11,3 Monate]
vs. 30,9 Monate [SD = 23,5 Monate]; p < 0,001). Die Behandlung mit Biologika (Hazard Ratio: HR = 0,18; 95%-Konfidenzintervall: 95%-KI = 0,06–0,59; p = 0,004) und die Anlage eines
protektiven Ileostomas (HR = 0,29; 95%-KI = 0,10–0,85; p = 0,023) bei MC waren unabhängige Prädiktoren für den MMF-Erfolg. Die gleichzeitige Medikation mit Azathioprin bei MC war ein
unabhängiger Prädiktor für MMF-Versagen (HR = 3,20; 95%-KI = 1,05–9,81; p = 0,041).
Schlussfolgerung Diese Studie zeigt, dass die chirurgische Therapie von perianalen Fisteln mit MMF bei insgesamt etwa 75% der Patienten erfolgreich ist. Patienten mit MC profitieren
von Biologika und einem protektiven Ileostoma. Die Behandlung mit Azathioprin hat einen negativen Einfluss auf die Rezidivrate. Eine vorangegangene MMF-Operation erhöht das Risiko eines
MMF-Versagens bei wiederholten Operationen nicht.