Zusammenfassung
In dieser Studie analysieren wir das Potenzial organisierter Interessen als Transmissionsriemen zwischen der Bevölkerung und politischen Institutionen im parlamentarischen System der Bundesrepublik zu fungieren. Wir verwenden Daten aus Experteninterviews mit Lobbyistinnen und Lobbyisten und einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage, um die Kongruenz zwischen den Themenfeldern zu ermitteln, welche die Bürgerinnen und Bürger und organisierten Interessen in Deutschland jeweils als wichtig ansehen. Ferner analysieren wir, ob sich die Kongruenz hinsichtlich der öffentlichen Salienz des Themas sowie des soziökonomischen Status oder der politischen Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger unterscheidet. Dabei differenzieren wir zwischen Unternehmer- und Nichtunternehmerinteressen. Die Ergebnisse deuten auf eine moderate Themenkongruenz zwischen den Agenden der Bürgerinnen und Bürger und der organisierten Interessen hin. Diese Repräsentationsleistung wird jedoch überwiegend von Nichtunternehmerorganisationen erfüllt, die verstärkt an Themen arbeiten, die für die Bevölkerung salient sind. Ferner sind Bürgerinnen und Bürger mit extremeren Einstellungen besser repräsentiert als jene, die sich in der ideologischen Mitte befinden. Hingegen zeigen sich keine Unterschiede hinsichtlich des Einkommens und Geschlechts oder zwischen Ost- und Westdeutschland.