Kann Ungerechtigkeit bei der Arbeit krank machen? Grundannahmen, subjektive Wahrnehmung und Person-Job-Fit

Abstract

Schlüsselwörter Ungerechtigkeit • Psychische Erkrankungen • Individuelle Passung • Person-Job-Fit • Arbeitsplatzbelastungen Zusammenfassung Ungerechtigkeitserleben am Arbeitsplatz kann einhergehen mit verschiedenen physischen und psychischen Befindensstörungen, wie z.B. Schlafproblemen, reduziertem allgemeinen Wohlbefinden, erhöhten Arbeitsunfähigkeitszeiten und schlechter Stimmung. Bisherige Untersuchungsansätze zu Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz sind vor allem deskriptiv vorgegangen. Das heißt, sie berichten Zusammenhänge, können jedoch keine Kausalaussagen darüber machen, ob Ungerechtigkeit zu psychischen Beschwerden oder gar Erkrankungen führt oder ob (gegebenenfalls bestimmte) psychische Erkrankungen zu stärker ausgeprägtem Ungerechtigkeitserleben beitragen. Bislang wurden vor allem allgemeine Effekte populationsbezogen untersucht, z.B. wie stark psychisches Missbefinden in einer bestimmten Stichprobe (z.B. ÄrztInnen in Finnland) zusammenhängt mit der Wahrnehmung ungerechter Ressourcenverteilung am Arbeitsplatz. Es gibt jedoch aus klinischer Perspektive und mit Berücksichtigung der transaktionalen Stresstheorie (Lazarus) Grund zu der Annahme, dass individuelle Voraussetzungen eine wichtige Rolle dabei spielen. Grundannahmen, wie beispielsweise der Glaube an eine gerechte Welt oder die Idee, dass nur Leistung im Leben zählt, oder aber die Überzeugung, dass gutes Zusammenleben mit Mitmenschen nur bei absoluter Loyalität möglich ist, spielen eine wesentliche Rolle dabei, wie verschiedene Menschen ein und dieselbe Arbeitssituation erleben, und gegebenenfalls auch mit Er-eignissen oder Ungerechtigkeit umgehen. Dieser Artikel bietet eine Übersicht über bisherige Forschungsergebnisse. Therapeutisch-praktische Implikationen werden diskutiert und Fragen für zukünftige Forschung aufgeworfen.