Familie in Krise -Der Blick der Behörde auf Familie und Geschlecht in Fällen von Kindesvernachlässigung Wird Familie als Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse verstanden, so machen sich gesellschaftliche Krisen notgedrungen auch in Familien bemerkbar. Den Ausgangspunkt dieses Artikels bildet die These, dass sich die Binnenstruktur von Familien durch gesellschaftliche Veränderungen und Krisen maßgeblich verändert und dadurch Krisen in Familien begünstigt werden. Es ist davon auszugehen, dass Frauen und insbesondere Mütter stärker von Auswirkungen gesellschaftlicher Krisen betroffen sind, da unbezahlte Fürsorgearbeit nach wie vor ungleich verteilt ist, sie mehrheitlich in Teilzeit arbeiten und häufiger Eineltern-Familien bilden. Gibt es Anzeichen, dass Kinder in Familien gefährdet oder vernachlässigt werden, intervenieren Behörden mit einem Abklärungsauftrag. Die Gründe und Konstellationen, warum Familien in Krisen geraten, sind zahlreich. In diesem Beitrag wird anhand eines exemplarischen Falles aufgezeigt, wie Behördenmitglieder, die in "Familien in Krise" eingreifen, argumentieren, wie sie Familien mit Verdacht auf "Kindesvernachlässigung" wahrnehmen und welche Geschlechter-und Familienbilder dabei reaktiviert werden. Diese Perspektive wird mit der Sicht der betroffenen Mutter ergänzt.