Das Münchener Abecedarium (künftig: MA) ist ein slavischer Zusatz auf dem letzten Blatt einer ansonsten lateinischen Handschrift. Sie wird unter der Signatur CLm. 14485 in der Bayerischen Staatsbibliothek München aufbewahrt und ist nach ihrem Inhalt und ihrer Autorin auch als Hrothsvita-Handschrift bekannt. Erstmals herausgegeben wurde die Handschrift von ihrem Entdecker Conrad Celtis Nürnberg 1501. Die Handschrift stammt aus dem Regensburger St. Emmeran-Kloster und wurde im 10. Jh. geschrieben. Der slavische Zusatz nach dem Ende der eigentlichen Handschrift besteht aus einem kyrillischen sowie einem glagolitischen Alphabet. Die Bedeutung des MA liegt u.a. darin, es sich bei ihm -zusammen mit dem sog. «Pariser Abecedarium» des 12. Jh. um eine der ältesten slavischen Alphabetdarstellungen handelt. 1Erstmals publiziert wurde das MA von Trubetzkoy (1930), der auf Umwegen eine Photographie der betreffenden Seite erhalten hatte. Trubetzkoy publizierte in seinem Artikel gleichzeitig die Beschreibung der Alphabete durch Jagić (1911), der offenbar auch eine Abbildung der Alphabete besaß, sich an ihre Herkunft jedoch nicht erinnern und sie so nicht identifizieren konnte. Jagić geht auf die Alphabete im Kontext seiner Übersicht über die erhaltenen glagolitischen Texte ein, und hier wiederum im Zusammenhang mit 'sonstigen Alphabeten'. Trubetzkoys Artikel enthält ein Graustufen-Facsimile der ganzen Seite der betreffenden Handschrift, identifiziert Jagićs Beschreibung erstmals mit den von ihm im Facsimile abgebildeten Alphabeten und gibt ihnen den Namen «Das Münchner Slavische Abecedarium». Die Alphabete wurden lange Zeit nicht beachtet, dann zunächst als griechisch bezeichnet und schließlich 1876 erstmals als slavisch erkannt. 2 Trubetzkoy überließ die paläographische Beschreibung Durnovo, der seinen Aufsatz im gleichen Heft der Byzantinoslavica gleich im Anschluß an den Artikel von Trubetzkoy publizierte (1930; russisch zeitgleich); von ihm wird hier auch der heute geläufige Name geprägt, d.h. das «Münchener Abecedarium». Weitere Wiedergaben des MA finden sich in der Folge an mehreren Stellen. Hamm (1974, 10) z.B. bietet eine Schwarz-Weiss-Zeichnung der Alphabete. In ihr sind jedoch Artefakte vorhanden, die sich jetzt als falsch herausstellen (s.u.). Eine neue Abbildung -in Graustufen -ließ sich Mareš anfertigen und publizierte sie zusammen mit einer Abbildung des Pariser Abecenariums im Anhang zu seinem Aufsatz, in dem er auch ausführlicher auf das