Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Nach bereits publizierten Ergebnissen dieser prospektiven Studie zu Vorkommen, Vorbericht, klinischem Bild der Neuropathie des N. tibialis (Tibialis-Neuropathie, TN) war es Ziel auf Behandlung und Prognose dieser Erkrankung einzugehen.
Material und Methoden Von 88 Deutsch-Holstein-Kühen mit ein- (ETN, n = 71) und beidseitiger (BTN, n = 17) TN konnten Daten von 68 Kühen (56 ETN, 12 BTN) ausgewertet werden. Sie wurden retrospektiv 4 Gruppen zugeteilt: ohne Behandlung – spontane Ausheilung innerhalb 48 h (Spontan, 5 ETN), kein Verband (0Cast, 8 ETN, 3 BTN) bzw. mit Behandlung mit Antiphlogistika und Stützverband (StV, 3 ETN) oder Kunstharzverband (Cast, 40 ETN, 9 BTN). Zu 5 Zeitpunkten (14, 21, 28, 42, 56 d nach Erstvorstellung) erfolgten Kontrollen der behandelten Kühe. Zur letzten Kontrolle erfolgte bei 29 Kühen, wie bereits zur Erstvorstellung, eine Bestimmung der Plasma-Kreatinkinase-Aktivität.
Ergebnisse Bei behandelten Kühen mit ETN wurde eine deutlich höhere Ausheilungsrate beobachtet als bei unbehandelten Kühen (Cast 98 % und StV 100 % vs. 0Cast 62 %). Im Vergleich dazu war der beobachtete Unterschied zwischen behandelten und unbehandelten Kühen mit BTN nicht so deutlich (78 % vs. 67 %). Die ermittelte Überlebensdauer der Kühe nach Ausheilung der TN war höher als ohne Ausheilung (545 d vs. 100 d). Die initial erhöhten Plasma-Kreatinkinase-Aktivitäten näherten sich nach Behandlung wieder dem Referenzbereich (434 U/l vs. 152 U/l).
Schlussfolgerungen Insbesondere für die ETN ist nach Therapie mit Antiphlogistika und stabilisierendem Verband die Prognose als sehr gut anzusehen. Bei BTN war die Prognose abhängig von Art und Grad der Primärschädigung. Hinweise für eine schlechte Prognose waren insbesondere Ausfälle der Hautsensibilität. Bei guter Prognose ist die Therapie der TN aus wirtschaftlicher Sicht zu empfehlen, da in dieser Studie die Kühe nach Ausheilung im Mittel bis mindestens zur darauffolgenden Laktation gehalten werden konnten.
Klinische Relevanz Die Studie verdeutlicht die Vorteile der Behandlung mit einem stabilisierenden Verband im Ausheilungsverlauf der TN. Bei der TN scheint im Vergleich zu Neuropathien anderer peripherer Nerven die Schädigung der Muskulatur von besonderer Bedeutung für das Krankheitsgeschehen zu sein.