Lebensmittelbedingte Übertragung von Tuberkulose – ein vergessener Infektionsweg?

Abstract

Einleitung Epidemiologie. Tuberkulose (TB) zählt nach wie vor zu den wichtigsten Infektionskrankheiten weltweit. Im Jahr 2012 erkrankten nach Schätzungen der World Health Organisation (WHO) 8,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,3 Millionen starben an der Erkrankung. TB tritt insbesondere in Südostasien und in den Westpazifikregionen auf, dort wurden im Jahr 2012 58 % aller weltweiten humanen TB-Fälle registriert; in Afrika ist die höchste Inzidenzrate im Hinblick auf Erkrankungs-und Todesfälle zu verzeichnen (255 humane Erkrankungsfälle/100 000 Einwohner). Auch wenn die Rate an Tuberkulose-Neuerkrankungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückging, stellt die Tuberkulose derzeit die zweithäufigste infektiöse Todesursache nach dem Humanen ImmunodefizienzVirus (HIV) dar. Gerade auch das vermehrte Auftreten von multiresistenten Tuberkulose-Stämmen stellt die Wissenschaft bei der Therapie vor neue Herausforderungen [1]. Die TB zählt zu den klassischen Zoonosen. Übertragungswege. In Europa zählten Anfang des 20. Jahrhunderts der Kontakt mit Rindern sowie der Verzehr von Rohmilch und Rohmilchprodukten zu den wichtigsten Übertragungswegen der Tuberkulose. Die Einführung des sog. "Pasteurisierungs-bzw. Erhitzungszwanges" für Milch und eine konsequente Bekämpfung der Rindertuberkulose in den Beständen führte allerdings dazu, dass dieser Infektionsweg heute nahezu in Vergessenheit geraten ist. Heute zählt die aerogene Übertragung von Mensch zu Mensch zu den Hauptinfektionswegen der TB, woraus in vielen Fällen das klassische Erkrankungsbild, die Lungen-TB, resultiert. Alimentär übertragene TB manifestiert sich dagegen häufiger extrapulmonal und betrifft dann, insbesondere bei Kindern, das Lymphsystem, die Knochen und das Gehirn [2]. Auch wenn sich aufgrund der oftmals langen Inkubationszeit eine alimentäre Übertra-gung in vielen Fällen nur noch vermuten, nicht aber mehr lückenlos nachweisen lässt, sollte dieser Infektionsweg grundsätzlich nicht außer Acht gelassen werden. Krankenhaushygiene up2date 9 2014 DOI http://dx.Die alimentäre Übertragung der Tuberkulose ist durch Hygienemaßnahmen bei der Lebensmittelverarbeitung in den Hintergrund gerückt. Sie sollte aber wegen der Globalisierung im Handel und geänderter Verzehrgewohnheiten dennoch in Betracht gezogen werden. Hygienemaßnahmen Tipp für die PraxisIn den europäischen Nutztierbeständen, aber auch in der Wildtierpopulation, tritt TB nach wie vor sporadisch auf, sodass eine Übertragung entlang der Lebensmittelkette immer Berücksichtigung finden muss.