ZusammenfassungIm Zuge der fortschreitenden Digitalisierung halten Lernplattformen verstärkt Einzug in den Schulalltag und stellen – auch dem eigenen Anspruch nach – eine Alternative zu Schulbüchern dar. Die vorliegende Studie untersucht das Potenzial zur kognitiven Aktivierung sowie die Art der einbezogenen Visualisierungen von Übungsaufgaben aus Schulbüchern und von digitalen Lernplattformen für den Mathematikunterricht in der Sekundarstufe I. Hierzu wurden insgesamt 811 Aufgaben aus drei Schulbüchern und 224 Aufgaben von drei Lernplattformen aus den Inhaltsbereichen „Multiplikation von Brüchen“ und „Satz des Pythagoras“ mit Hilfe eines differenzierten Kategoriensystems untersucht. Es zeigt sich, dass Übungsaufgaben in Schulbüchern als auch Lernplattformen ein überwiegend geringes Potenzial zur kognitiven Aktivierung bieten, wobei Schulbücher tendenziell ein höheres Potenzial zur kognitiven Aktivierung realisieren. Insbesondere fehlen bei Lernplattformen oftmals Aufgaben mit hohem Potenzial zur kognitiven Aktivierung. Hinsichtlich der Visualisierungen zeigt sich, dass sowohl Schulbücher als auch Lernplattformen vor allem vollständig mathematisierte Visualisierungen bei Aufgaben nutzen. Dadurch reduzieren sich für Lernende die Gelegenheiten, selbst Visualisierungen zu erstellen. Weiterhin zeigt sich überraschenderweise, dass Lernplattformen potenziell lernförderliche, multiple, dynamische und interaktiv-vernetzte Repräsentationen trotz der technischen Möglichkeiten fast überhaupt nicht nutzen. Basierend auf den Ergebnissen der Studie werden Konsequenzen für Forschung und Entwicklung diskutiert.