Zusammenfassung. Zielsetzung: Substanzgebrauchsstörungen haben eine multifaktorielle Ätiologie und sind in allen Gesellschaftsschichten verbreitet. Langfristige Abstinenz von allen psychotropen Substanzen, inklusive Substitutionsmitteln, bleibt für viele Süchtige ein schwer erreichbares Ziel. Hier soll der Einfluss von spirituellen Inhalten und Praktiken auf erfolgreiche Abstinenz beleuchtet werden, da Spiritualität als eine Grundlage der Wirksamkeit von Narcotics Anonymous (NA) Selbsthilfegruppen (SHG) angenommen wird. Methodik: Polytoxikomane Patienten (PP0, n = 43, 12w, 31 m) in stationärer bzw. ambulanter Suchtbehandlung wurden mit einer Stichprobe (PPNA, n = 55, 26w, 29 m), welche mind. 12 Monate konsumfrei von psychotropen Substanzen leben und regelmäßig NA-Treffen besuchen, hinsichtlich ihres religiös-spirituellen Befindens (RSB) verglichen. Zudem wurde der Zusammenhang von Intensität des RSB und Dauer der Abstinenz untersucht. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen signifikant höhere RSB-Werte bei PPNA gegenüber PP0. Ein Zusammenhang von Dauer der Konsumfreiheit und Ausmaß an RSB konnte jedoch nicht gefunden werden. Schlussfolgerung: Erfolgreich abstinente polytoxikomane Patienten unterscheiden sich im Ausmaß des religiös-spirituellen Wohlbefindens von noch Abhängigen, der Wirkmechanismus bleibt jedoch weiter unklar. Längsschnittsorientierte Forschung ist notwendig, um Erkenntnisse hinsichtlich der kausalen Zusammenhänge von Spiritualität und Abstinenz bei Menschen mit Substanzkonsumstörung weiter zu ergründen.