ZusammenfassungEine 79-jährige Patientin wurde unter dem Verdacht einer Polymyalgia rheumatica
bei seronegativer Rheumatoider Arthritis mehrfach mit hochdosierten
Glukokortikoiden und schließlich TNF- Blockern behandelt. Trotz dieser
intensiven Therapie litt sie weiter unter unerträglichen immobilisierenden
Myalgien und Arthralgien und benötigte zusätzlich eine kombinierte
Schmerztherapie einschließlich Opiate. Die vorher sehr aktive und sich
vollständig selbst versorgende Frau musste schließlich in ein Pflegeheim
eingewiesen werden. Von Anfang an bestand der Verdacht auf eine
myelodysplastische Neoplasie. Zunächst als MDS-MLD (MDS mit Dysplasien mehrerer
Linien) eingestuft, wurde diesbezüglich eine watch and wait- Strategie verfolgt.
Die nicht zu beherrschende Schmerzsituation führte zu engmaschigen
Wiederholungen der Knochenmarkbiopsie und letztlich zur Klassifizierung in ein
MDS-EB1 (MDS mit Blastenexzess Grad 1). Ein vermutetes Marie-Bamberger-Syndrom
konnte nicht bewiesen werden. Die Auffälligkeiten im Knochenstoffwechsel waren
durch Störungen im Parathormonstoffwechsel bei Zustand nach
Hyperparathyreoidismus bei Nebenschiddrüsenadenom und Zustand nach totaler
Strumektomie, komplex. Wenige Monate nach Beginn einer Therapie mit Azacitidin
kam es zu einer dramatischen Besserung der Myalgien, Arthralgien und
Knochenschmerzen. Die Patientin konnte das Pflegeheim verlassen und in ihre
Wohnung zurückziehen. Die TNF- Blocker-Therapie wurde beendet. Ausgeprägte
paraneoplastische Symptome wie die hier geschilderten Myalgien, Arthralgien und
Knochenschmerzen sollten zu einer engmaschigen Kontrolle der Klassifikation des
MDS und zu einem frühzeitigen Beginn einer spezifischen Therapie mit dem Ziel
der Erhaltung der Lebensqualität und der Autonomie führen.