Erfahrungen aus der AGil-Studie
Forschungsmethoden und Evaluation AusgangspunktDie Nutzung von Sekundärdaten gesetzlicher Krankenversicherungen im Rahmen der Evaluationsforschung wird seit längerem als Option diskutiert, um Limitationen von Primärstudien bzgl. objektiver und "harter" Endpunkte zu überwin-den. GKV-Prozessdaten zeichnen sich dabei durch zahlreiche Vorteile aus: sie sind populationsbasiert, relativ kostengünstig und zeitnah zu erschließen, weitgehend frei von Verzerrungen und umfassen hohe Fallzahlen und dadurch eine hohe statistische Präzision, ebenso wie sie für ein langes Follow-up genutzt werden können [13]. Aus Routinedaten können bei Beachtung der in den letzten Jahren entwickelten methodischen Standards [15] spezifische Outcomeindikatoren bzgl. Morbidität und Inanspruchnahme abgeleitet werden [10,18]. Gerade diese Ergebnisindikatoren können in vielen Interventionsstudien nicht über Primärdaten abgebildet werden, so auch in der weiter unten beschriebenen AGil-Studie.Die Nutzung von Sekundärdaten -ergänzend zu den Primärerhebungen -und ihre gezielte Verknüpfung stellen sich damit als Chance für die Evaluationsforschung dar. Die gesetzlichen und methodischen Grundlagen dieser Datenverknüpfung sowie das konkrete Vorgehen sind dabei ein eigener Problembereich [16]. Hinzu kommt, dass bei der Festlegung eines Studiendesigns zur Evaluation eines Präventionsprogramms (und ceteris paribus anderer Fragestellungen) die Nutzbarkeit von Sekundärdaten vor dem Hintergrund der konkreten wissenschaftlichen Fragen explizit geprüft werden muss. Schließlich muss bei der Auswertung der Sekundärdaten entsprechend dem a priori festgelegten Analyseplan die Validität der Ergebnisse ausdrücklich einer Bewertung unterzogen werden.In diesem Beitrag sollen die Erfahrungen mit der Nutzung von GKV-Routinedaten in der AGil-Studie geschildert und daraus Empfehlungen für vergleichbare Studien abgeleitet werden. Es wird untersucht, inwieweit die oben beschriebenen Eigenschaften der Routinedaten, wie sie sich aus reinen Sekundärdatenanalysen ergeben, auch bei einer Verknüpfung mit Primärdaten zur Geltung kommen. Die AGil-Studie hat in der kombinierten Nutzung von Primär-und Sekundärdaten Neuland betreten. Die positiven wie negativen Erfahrungen sollen daher dazu beitragen, diesen Evaluationsansatz weiter zu entwickeln. Einzelergebnisse der Studie werden nur insoweit präsentiert, wie sie grundsätzliche methodische Aspekte der Sekundärdatennutzung berühren, die inhaltlichen Ergebnisse werden separat publiziert [7].