Radikalreaktionen des Typs R'-a-b-R'+'a-kR'+ 'RZ sind moglich, wenn die neue Bindung zwischen b und R1 erheblich starker ist als die alte Bindung zwischen a und R'.AuBerdem mussen die beiden entstehenden radikalischen Fragmente resonanzstabilisiert sein. Ein Beispiel fur diesen Reaktionstyp ist die Thermolyse von Benzyl(trimethylsilyImethyl)ethern, bei denen die Trimethylsilylgruppe (mit leeren Orbitalen) zum Sauerstoffatom (mit einsamen Elektronenpaaren) wandert. Die Annahme einer cyclischen reaktiven Spezies mit pentakoordiniertem Silicium erklart u. a. die beobachtete Intramolekularitat sowie die negative Aktivierungsentropie solcher Homolysen.
EinfiihrungIn der organischen Chemie wirken Substituenteneffekte gewohnlich elektronisch durch Bindungen oder sterisch durch den Raum. Substituenten konnen Reaktionen aber auch dadurch beeinflussen, daB sie eine Bindungsbeziehung mit dem Reaktionszentrum aufnehmen und auf dicse Weise Ubergangszustande oder Zwischenstufen stabilisierenl']. Dieser als Nachbar~rupperzbeleiliyung bezeichnete Effekt kann die Entstehung von umgelagerten Produkten zur Folge haben; es kiSnnen sich aber auch normale Produkte bilden. Stabilisicren Nachbargruppen den Ubergangszustand des geschwindigkeitsbestimmenden Schritts, so spricht man von anchimerer[*'] Beschleunigung[*! Nachdem das Phanomen der anchimeren Beteiligung in der Carbokationen-Chemie durch zahlreiche Beispiele belegt worden war, begann in den fiinfziger Jahren die Suche nach analogen Effekten bei rndikalisclzen Prozessen. Es stellte sich heraus, daB eine Reihe von unim~lekularen~~] 1.,CFI=CH2( 1 7 ) Atigew. Chem. 91,185-192 (1979) 187 Q.
E S R -V e r~u c h e [~~]Das intermediare Auftreten von Ketylradikalen konnte ESR-spektroskopisch direkt nachgewiesen werden.
Studie mit den (substituierten) Benzylethern ( l S c ) -( l Sj ) unternommen. Die k,,,-Werte liegen dicht beieinander (vgl. Tabelle 2). Wahrend die Verwendung von o-Konstanten eine gute Korrelation
R,,CHzCI-I=CHz
Ersatz von Silicium durch Germanium[371Um die Rolle der Nachbargruppe niiher untersuchcn zu konnen, wurde der zu (18 c) analoge (Germylmethy1)ether (36) synthetisiert und thermisch zu (37) umgelagert. (36) (k(d,,,,/k(d,u,E 185-192 (1979) mylgruppe stabilisiert ~i r d [~* ] .reagiert vie1 langsamer als das Silicium-Analogon : k~j 6 i / k~, 8 0 = 4 . Dies erscheint zunachst uberraschend. denn bei sigmatropen 1,5-Umlagerungen am CyclopentadienylAuffallig ist der Befund, daB Die Frage interessierte, ob sich die obigen anchimer beschleunigten Etherspaltungen auch photochemisch auslosen lassen. Voraussetzung fur einen solchen Vorgang ist die gezielte photochemische Anregung der C-Si-Bindung. Die direkte Anregung einer bestimmten o-Bindung ist in der Regel problematisch. (18 c) wurde als Versuchssubstanz gewahltrZ8], weil das Fluorenylgerust ein geeigneter Chromophor ist, bei dem die absorbierte Lichtenergie in die a-standige o-Bindung ,,flieBen" konnte. Das Experiment (Quecksilber-Hochdrucklainpe, Pyrexfilter) zeigte, daB nicht die C-Si-, sondern die C-0...