Zusammenfassung
Hintergrund Bislang gibt es bundesweit unzureichende Daten zur Karieserfahrung und Kariesprävalenz von Schulkindern mit erhöhtem Kariesrisiko, die 10 bis 14 Jahre alt sind und sich somit in der zweiten Wechselgebissphase befinden. Ziel Vergleich der Kariesprävalenz, Karieserfahrung und Prävalenz zur Fissurenversiegelung (FV) von Schülerinnen und Schülern, die eine Hauptschule (HS) bzw. eine Förderschule (FS) im Rhein-Erft-Kreis (REK) besuchten.
Methodik Die Zahngesundheit bei Schulkindern im Alter von 10 bis 14 Jahren, die eine FS oder HS besuchen, wurde nach WHO-Standard in 2 Untersuchungsperioden (UP1=Schuljahr 2010/2011 bzw. UP2=Schuljahr 2015/2016) ermittelt. Die Daten wurden anonym mit MS Excel 2019 und IBM® SPSS Version 26 ausgewertet. Vor Beginn der Studie gab die Ethikkommission der UW/H ein positives Votum ab (#119/2016).
Ergebnisse Es konnten die Daten von 2539 Kindern und Jugendlichen ausgewertet werden. Die Kariesprävalenz der Schulkinder aus HS (UP1=36,5%; UP2=32,7%) und aus FS (UP1=31,4%; UP2=33,3%) war in beiden UP annähernd gleich ebenso wie die korrespondierenden mittleren DMFT-Werte. Bezogen auf die Kariesprävalenz war ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen in UP1 und eine signifikante Abnahme zwischen UP1 und UP2 bei den Schulkindern von HS erkennbar. Weitere Unterschiede wurden in Bezug auf die FV festgestellt. So wiesen 50,7% (UP1) bzw. 50,9% (UP2) der Schulkinder von HS und 36,3% (UP1) bzw. 52,1% (UP2) der Schulkinder von FS mindestens eine FV auf. Die Karieserfahrung von Schulkindern beider Schulformen, die mindestens eine FV aufwiesen, war signifikant geringer als bei jenen ohne FV. Die mittleren DMFT-Werte der Schülerinnen und Schüler von HS lagen bei 0,53 (UP1, FV>0) und 1,16 (UP1, FV=0) bzw. bei 0,49 (UP2, FV>0) und 0,99 (UP2, FV=0) (jeweils p<0,001). Die mittleren DMFT-Werte der Schülerinnen und Schüler von FS lagen bei 0,56 (UP1, FV>0) und 0,90 (UP1, FV=0) (p=0,01) sowie 0,51 (UP2, FV>0) und 1,02 (UP2, FV=0) (p=0,003).
Schlussfolgerungen Die Zahngesundheit der Schülerinnen und Schüler von HS und FS aus dem REK ist deutlich schlechter als die von Gleichaltrigen der Allgemeinbevölkerung. Damit zählen diese beiden Gruppen noch immer zu Subgruppen der Bevölkerung mit einem erhöhten Kariesrisiko. Zur Verbesserung dieser Situation müssen beide Schulformen über das Grundschulalter hinaus verstärkt in den Fokus der Kariespräventionsmaßnahmen gerückt werden.