Der erfolgreiche Nachweis erddruckbelasteter Kellerwände aus Mauerwerk mit geringer Auflast gestaltet sich häufig schwierig. Anzutreffen ist dieser Sachverhalt oft bei Kelleraußenwänden unter Terrassentüren, Treppenabgängen, gemauerten Lichtschächten etc., wo die theoretisch nötigen Auflasten fehlen. Dann ist es nicht möglich, die einwirkenden Biegekräfte aus Erddruck vertikal allein mittels Bogenmodell abzuleiten. In solchen Fällen muss die Kellerwand den Erddruck auch in horizontaler Richtung abtragen. Da jedoch die Biegetragfähigkeit von unbewehrtem Mauerwerk parallel zur Lagerfuge gering ist, besteht hier die Möglichkeit der Verwendung einer textilbewehrten Lagerfuge mit Langfasern aus alkaliresistentem Glas oder Carbon. Mit einer entsprechend angepassten textilen Bewehrung in den Lagerfugen kann Mauerwerk bei horizontalem Lastabtrag auch unter geringer Auflast die Anforderungen an die Tragfähigkeit gegen Erddruck erfüllen. Gleiches gilt für windbelastete Ausfachungswände, deren Biegetragfähigkeiten parallel und senkrecht zur Lagerfuge ebenfalls gering sind und bei großen Ausfachungsflächen sowie starken Windlasten nicht mehr nachgewiesen werden können. Unter Verbesserung der Biegefestigkeit parallel zur Lagerfuge kann auch hier der Tragwiderstand erhöht werden. Der Lehrstuhl für Tragwerksplanung der Fakultät Architektur an der TU Dresden führte dahingehend umfangreiche numerische und experimentelle Studien durch. In der Zeitschrift Mauerwerk 01/2018 [1] wurden bereits erste Erkenntnisse aus Kleinversuchsreihen vorgestellt. Zwischenzeitlich ist eine Reihe von Großversuchen ergänzt worden, um die vielversprechenden Ergebnisse der Kleinversuche hinsichtlich ihrer realen Anwendbarkeit zu überprüfen. Der vorliegende Beitrag soll einen zusammengefassten Einblick zum jetzt abgeschlossenen Forschungsprojekt geben.