Zusammenfassung
Hintergrund
Mit einer Prävalenz von ca. 10 % ist Diabetes mellitus eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Diese geht einher mit erhöhten Raten an depressiven Störungen, Angststörungen und Anpassungsstörungen, die einen besonderen psychotherapeutischen Versorgungsbedarf begründen.
Ziel der Arbeit
Ziel der Studie ist es, in einer Psychotherapieinanspruchnahmepopulation den Anteil von Patienten mit Diabetes mellitus zu bestimmen und die Charakteristika der Versorgung auch im Vergleich zu Inanspruchnahmepatienten ohne chronische körperliche Erkrankung zu beschreiben.
Material und Methoden
Ausgehend von einer bevölkerungsrepräsentativen Screeningstichprobe von n = 32.573 wurde im Rahmen des Projektes „Evaluation der Strukturreform der Richtlinien-Psychotherapie – Vergleich von komplex und nicht-komplex erkrankten Patienten“ (ES-RiP) eine Befragung von n = 1544 Patienten, die eine ambulante Psychotherapie in Anspruch genommen haben, durchgeführt. Outcomes waren Inanspruchnahme, Zuweisungswege, Beschwerden und Beschwerdeverlauf, Lebensqualität, Zufriedenheit mit der Behandlung und unerwünschte Nebenwirkungen.
Ergebnisse
In einer Psychotherapieinanspruchnahmepopulation wiesen in der Selbstangabe 6,7 % (n = 104) einen Diabetes mellitus auf. Gedrückte/schwankende Stimmung, Angststörungen und Probleme im Umgang mit körperlichen Erkrankungen werden von den Inanspruchnahmepatienten mit Diabetes mellitus im Vergleich zu Inanspruchnahmepatienten ohne chronische körperliche Erkrankung signifikant häufiger als zur Therapie motivierende Beschwerden genannt. Bei einer sehr hohen Zufriedenheit mit der Behandlung werden von 81,7 % deutliche Verbesserungen der Beschwerden und von 79,0 % eine Zunahme der Lebensqualität benannt. Über unerwünschte Nebenwirkungen der Psychotherapie berichten 45,7 % der diabeteserkrankten Patienten.
Diskussion
Der Anteil an Patienten mit Diabetes mellitus in einer Inanspruchnahmepopulation liegt unter der aufgrund von epidemiologischen Daten erwartbaren Prävalenz. In die psychotherapeutische Versorgung führen diese Patienten eine Vielzahl von Belastungen. Das Versorgungssystem sollte durch spezifische Angebote auf diese Patientengruppe eingehen.