Ungefähr die Hälfte aller Epilepsien im Kindes-und Jungendalter sind genetisch begründet. Dabei überwie-gen Epilepsien mit polygenetischem Hintergrund vor den eher seltenen monogenetisch verursachten Formen. Dennoch wurden die meisten Befunde bei Letzteren erhoben. Manche davon sprechen für die "common disease, rare variant"-Hypothese, andere sind am ehesten mit dem "common disease, common variant"-Modell vereinbar. Im Folgenden wird ein Überblick über den aktuellen Stand der Erforschung genetischer Ursachen bei idiopathischen Epilepsien gegeben.Etwa 50% der Epilepsien mit Beginn im Kindes-und Jugendalter sind vorwiegend genetisch verursacht. Es handelt sich dabei v. a. um die große Gruppe der Patienten mit idiopathischen Epilepsien, die keine Hirnläsionen aufweisen und mit Ausnahme der Epilepsie selbst gesund sind. Die neue Klassifikation der International League against Epilepsy (ILAE) diskutiert daher auch, den Begriff idiopathisch durch genetisch zu ersetzen [1].Man unterscheidet monogenetische Ursachen, die allein ausreichend sind, eine Epilepsie hervorzurufen, von genetischen Suszeptibilitätsfaktoren, die mehr oder weniger stark die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Epilepsie zu erkranken. Monogenetisch verursachte Epilepsien sind selten und machen nur 1-2% der idiopathischen Epilepsien aus. Im Unterschied dazu weisen die häufigen Formen der primär genetisch bedingten Epilepsien wie die idiopathischen generalisierten Epilepsien (IGE) und die Rolando-Epilepsie (RE) einen komplex-genetischen Erbgang auf. Dies bedeutet, dass mehrere genetische Faktoren, die unterschiedlich stark wirksam sind, in einer bestimmten Kombination zusammen kommen müssen, um die Epilepsie auszulösen. Der Über-gang von einer monogenen Erkrankung mit Vorliegen eines so genannten Hauptgeneffekts hin zu einer polygenen Erkrankung, bei der einzelne Suszeptibilitätsfak-toren die Wahrscheinlichkeit, an Epilepsie zu erkranken, jeweils nur um wenige Prozent erhöhen, ist fließend.
> Mutationen wurden bisher meist in Ionenkanalgenen nachgewiesen