Aus dem Konzept der 1,3‐Dipolaren Cycloaddition, das zum größten Teil auf Rolf Huisgen und seine Schule in München zurückgeht und das aus den späten fünfziger Jahren stammt, hat sich eine der vielseitigsten Methoden für den Aufbau fünfgliedriger Heterocyclen entwickelt. Obwohl zuerst nur als labile Zwischenstufen bekannt, standen Nitrilimine im Mittelpunkt mechanistischer Untersuchungen dieser Art von Cycloadditionen, wie Hunderte von Publikationen aus den sechziger und siebziger Jahren zeigen. Spektroskopisch nachgewiesen sowohl bei niedrigen Temperaturen als auch in der Gasphase wurden diese Verbindungen in den frühen achtziger Jahren; 1988 schließlich wurde das erste kristalline Nitrilimin vorgestellt. Die ungewöhnlichen, durch Röntgenbeugung ermittelten Strukturen und auch die Leichtigkeit, mit der diese Verbindungen umlagern, haben das Zusammenspiel von Experiment und Theorie gefördert. Die Geschichte der Nitrilimine von der Charakterisierung in Matrix bis zu stabilen Verbindungen veranschaulicht in hervorragender Weise die Rolle, die Hauptgruppenelemente in der Organischen Chemie spielen könen.