Bei unserer alljährlich stattfindenden Forschungswerkstatt zur Dokumentarischen Methode in Magdeburg machen wir immer wieder die Erfahrung, dass die größte Herausforderung für Forschende darin besteht, aus den vielfältigen grundlagen-und gegenstandstheoretischen Theorieoptionen in ihrem Feld eine gute Auswahl zu treffen und diese Optionen in ein Verhältnis zu setzen zu den methodologischen und methodischen Perspektiven ihrer empirischen Arbeit. Dieser Auswahlprozess stellt u.E. eine der größten Schwierigkeiten dar und wird bei qualitativ angelegten Arbeiten oft gar nicht so deutlich gesehen. Forschende sind, nicht zuletzt durch (zu) kurze Laufzeiten von Projektfinanzierungen, genötigt, schnell empirisches Material zu erheben und zu interpretieren, um möglichst rasch zu Ergebnissen zu kommen. Oft wird sich dann voreilig auf eine Methode (Interview! Gruppendiskussion!) und eine Methodologie (Dokumentarische Methode! Grounded Theory!) festgelegt. Ob es hier konstitutive Zusammenhänge zu den möglichen grundlagen-und gegenstandstheoretischen Fragestellungen der Arbeit gibt und wie diese ausschauen könnten, wird dann gern auch einmal ausgeblendet.Um diesen Ausblendungstendenzen etwas entgegenzusetzen, haben wir es uns zur Routine gemacht, diejenigen, die etwas in unserer Forschungswerkstatt vorstellen möchten, aufzufordern, in ihrem kurzen Eingangsvortrag (bevor es also ‚ans Material' geht) eine Differenzierung in Methoden und Methodologien einerseits und Grundlagen-und Gegenstandstheorien andererseits vorzunehmen. Diese Differenzierung hat sich in der konkreten Forschungswerkstattpraxis bewährt und scheint darüber hinaus bei vielen Forschenden auf Resonanz getroffen zu sein, was sich nicht zuletzt in der häufigen Zitation der Einleitung zu unserem Handbuch zur Qualitativen Erwachsenenbildungsforschung zeigt, in der wir diese Differenzierung erstmals an prominenter Stelle publiziert haben (Dörner & Schäffer 2012, S. 11-22).