Was sind das für Zeiten, wo Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!« (Bertolt Brecht: An die Nachgeborenen) 1 »Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!« -so beginnt Bertold Brechts Gedicht »An die Nachgeborenen«, das 1939 veröffentlicht wurde. Mit den »finsteren Zeiten« verweist Brecht auf die Zeit des Nationalsozialismus. Seine Kritik richtet sich dabei an all jene, die die »Untaten« des Nationalsozialismus verschweigen, indem sie »arglose« Wörter verwenden und belanglose Gespräche führen. Nicht ohne Grund benutzt er dabei das »Gespräch über Bäume« als Beispiel und verweist damit auf die traditionellen Themen deutscher Lyrik und Naturdichtung. Es steht somit stellvertretend für die Wahl eines explizit unpolitischen Themas, bei dem die bestehenden Verhältnisse ausgeblendet und verschwiegen werden. Die Natur erscheint dabei als Rückzugs-und Zuf luchtsort jenseits der aktuellen gesellschaftlichen Situation. Gerade in »finsteren Zeiten« macht ein Bezug auf eine ›unschuldige‹ Natur jedoch schuldig.Und heute? Natürlich können die Verhältnisse und »Untaten« des Nationalsozialismus nicht mit den heutigen Zeiten verglichen werden. Jedoch sind auch heutige Zeiten finster, wenngleich in anderer Weise. Augenscheinlich kommt nicht das Sprechen, sondern das Schweigen über Bäume fast einem Verbrechen gleich. In Anbetracht von Waldsterben und dem unauf haltsamen Abholzen tropischer Regenwälder, dem unwiederbringlichen Verlust von Biodiversität und der Bedeutung von Wäldern für die CO 2 -Speicherung, den Kämpfen rund um den Hambacher Forst und vielen weiteren Waldbesetzungen in Deutschland und weltweit dienen Bäume längst nicht mehr als Sinnbild für eine unpolitische Natur. Als uns bei den Diskussionen über das Handbuch und die aktuelle Relevanz der Politischen Ökologie die Zeilen Bertold Brechts wieder in den Sinn gekommen sind, fanden wir: In heutigen Zeiten macht ein »Gespräch über Bäume« ein Schweigen über so viele Untaten nahezu unmöglich. Denn über sie wird die Umkämpftheit der gesellschaftlichen Naturverhältnisse und das Zerstörerische der »imperialen Lebensweise« (Brand/Wissen 2017) geradezu augenscheinlich. Das