Zusammenfassung
Unterscheidungen setzen Motive an ihren Außenseiten voraus, die nicht von den Beobachtern selbst, aber von deren Beobachtern gesehen werden können. Diese Möglichkeit ist umso wichtiger, wenn nicht nur einzelne Motive, sondern auch einschlägige und vor allem prekäre Motivmuster thematisiert werden. Am Beispiel der mesopotamischen Heldenfigur Gilgameš skizziert der Beitrag einen parasitären Umgang mit Macht, der zwar das Gemeinwohl zur Schau stellt, aber seine Ambitionen verfolgt und durch seine Übergriffe sichtbar, behandelbar und antizipierbar wird. Visuelle Mementos, hier das Ikon des Huwawa, des von Gilgameš getöteten Wächters, fungieren als Symbolisierung dieses Verhaltens und seiner Beobachtbarkeit. So gingen sie als Zeichen von Hybris, Machtmissbrauch und Tabubruch in das kulturelle Gedächtnis Mesopotamiens und der nachfolgenden Welt ein, und zwar erwartungsgemäß auch außerhalb der schriftkundigen Eliten.