Zusammenfassung
Hintergrund
Durch die rasant steigende Prävalenz der Myopie kommen zunehmend progressionshemmende Verfahren zum Einsatz. Auch die Orthokeratologie, basierend auf dem Ansatz des peripheren Defokus, erlebt eine Renaissance. Die gefährlichste Nebenwirkung der Orthokeratologie ist die mikrobielle Keratitis, unter ihnen eine Infektion mit Akanthamöben, welche oft spät diagnostiziert wird und potenziell visusbedrohende Verläufe nehmen kann.
Material und Methode
Diese Fallserie beschreibt die Diagnosefindung und den Behandlungsverlauf der Akanthamöbenkeratitis bei jugendlichen Patient*innen mit Orthokeratologielinsen, welche an der Spezialambulanz für Hornhauterkrankungen der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie an der Medizinischen Universität Wien im Zeitraum eines Jahres betreut wurden.
Resultate
Vier Fälle von orthokeratologieassoziierten Akanthamöbenkeratitiden wurden mittels kornealer Konfokalmikroskopie und mikrobiologischer Verfahren zwischen August 2021 und August 2022 diagnostiziert. Die intensive Stufentherapie umfasste ein hochdosiertes, topisches Biguanid in Kombination mit einem Diamidinderivat, welches in der ersten Therapiephase mit antibakteriellen und antifungalen Augentropfen kombiniert wurde. Der Therapieverlauf und -erfolg wurde mittels der kornealen Konfokalmikroskopie beurteilt, und entsprechend angepasst.
Schlussfolgerung
Die Akanthamöbenkeratitis ist ein ernst zu nehmendes Erkrankungsbild im Zusammenhang mit Orthokeratologielinsen. Im Hinblick auf das Alter der Zielgruppe dieser myopieprogressionshemmenden Therapie sollte, neben sorgfältiger Patientenselektion, auf eine detaillierte Schulung der Kontaktlinsenträger in der Handhabung der Linsen sowie auf ein erhöhtes Bewusstsein für Zeichen einer frühen Infektion besonderes Augenmerk gelegt werden. Da alternative Möglichkeiten zur Myopieprophylaxe bestehen, müssen PatentInnen auf das Risiko der jeweiligen Methode hingewiesen werden.