Zusammenfassung
Hintergrund Die Stressreaktion als Antwort auf eine berufliche oder
Alltagsbelastung ist sehr individuell. Diese Konfrontation mit einem Stressor
wird unterschiedlich von Personen vorgenommen. Persönlichkeitsmerkmale
spielen dabei eine wichtige Rolle. Langanhaltender Stress könnte
später zu Gesundheitsbeeinträchtigungen und Krankheiten
führen. Daher ist es wichtig, Stress zu reduzieren und den gesunden
Umgang mit dem Stress zu erlernen. Das Ziel dieser Arbeit war es, die Rolle von
Persönlichkeitsmerkmalen bei individuellem Stressempfinden sowie im
Umgang mit den Stressoren bzw. bei der Bewältigung der Stresssituationen
zu erkennen.
Material und Methoden Es wurden 217 Probanden verschiedener Berufsgruppen
mit hoher psychischer Belastung anhand des Differentiellen Stress Inventars
(DSI; nach Lefèvre & Kubinger 2004) in 5 Typen eingeteilt und
deren Persönlichkeitsmerkmale mittels Freiburger
Persönlichkeitsinventar (FPI-R nach Fahrenberg et al. 2001)
verglichen.
Ergebnisse Die DSI-Typen wiesen signifikante Unterschiede
bezüglich der Ausprägung der Persönlichkeitsmerkmale
auf. Das traf sowohl für berufliche Anforderungen und Alltagsereignisse
als auch für berufliche und private Interaktionen mit Menschen sowie
für Existenz- und Zukunftsängste zu. Personen mit
ausgeprägten körperlichen Beschwerden im FPI zeigten
v. a. eine physische und/oder emotional-kognitive
Stressmanifestation sowie ein Gefühl der Hilfslosigkeit. Die
Lebenszufriedenheit stand negativ im Zusammenhang mit Stressauslösung
v. a. durch Alltagsgeschehen.
Diskussion Die Erkenntnisse dieser Studie sollten im
Präventionsteam in Betrieben (u. a. Betriebsärzte,
Psychologen) berücksichtigt werden. Die anhand des DSI ermittelten
Stressauslöser, -manifestationen und -stabilisatoren sowie vorhandenes
Coping und die Persönlichkeitsmerkmale können als
persönliche Ressourcen bei der betriebsärztlichen
Gesundheitsberatung und Vorsorge besprochen werden, um positive Aspekte der
psycho-mentalen Gesundheit zu stärken. Die Arbeit der
Arbeits-/Betriebsmediziner und Psychologen im betrieblichen
Präventionsteam erscheint hier als bedeutend, da durch die gesetzlichen
Regeln der arbeitsmedizinischen Vorsorge in Betrieben Arbeitnehmer
regelmäßig gesehen werden, die evtl. durch das klassische
Hausarztmodell fallen, weil sie nicht oder nicht regelmäßig zum
Arzt gehen.