ZusammenfassungDie makroskopische Fiskalsoziologie plagt ein Kategorienproblem: Sie lässt offen, ob es sich bei der Einheit ihres Vergleichs um Welten, Familien, Systeme, Regime oder Strukturen von Besteuerung handelt. Diese kategoriale Unbestimmtheit verweist auf theoretische Probleme. Denn indem die Literatur ihr Erkenntnisobjekt – Steuern – primär als Ausdruck von Ideen, Mentalitäten, innenpolitischen Konflikten oder ökonomischen Faktoren begreift, übergeht sie ihre soziologische Qualität als fiskalische Beziehung. Fasst man diese dagegen ins Auge, lassen sich steuerliche Gebilde nicht nur adäquater beschreiben. Vielmehr sorgt dies auch dafür, dass Steuern selbst eine erklärende Rolle zukommt: Welche fiskalischen Beziehungen wie gestiftet werden, zeitigt in dieser Perspektive je unterschiedliche politische und soziale Effekte. Um dies einzuholen schlägt der Beitrag vor, die Kategorie des Steuerstaats zu revitalisieren. In Abgrenzung zu überlieferten Ansätzen wird darunter das Zentrum eines Netzes fiskalischer Beziehungen verstanden, in denen die Geltung und der Inhalt von Steuerordnungen verhandelt werden und deren Wandel sich in vier Prozessbegriffen – Professionalisierung, Durchstaatlichung, Politisierung, Geofiskalisierung – abbilden lässt. Die Vorteile des Begriffs werden anhand eines kurzen Vergleichs des italienischen und deutschen Steuerstaats demonstriert, bevor abschließend für eine komparative Steuerstaatsforschung plädiert wird.