Der Beitrag beschäftigt sich mit den Zielen und wechselseitigen Wahrnehmungen von Journalisten und Rechtsextremisten, die als Einflussfaktoren auf deren Interaktionen konzeptualisiert werden. Auf Basis von 15 Interviews mit Journalisten, die über Gebiete mit starker rechtsextremer Szene berichten, und sieben Interviews mit ehemals hochrangigen Führungskadern der rechtsextremen Szene konnten unterschiedliche Interaktionsmuster erstmals systematisch beschrieben und erklärt werden. Die Interviews der Szene-Aussteiger legen nahe, dass unterschiedliche Teile der Szene unterschiedliche Darstellungen in den Massenmedien anstreben und in Journalisten ein einflussreiches und beeinflussbares Feindbild sehen, das es zu instrumentalisieren gilt. Die Journalisten waren sich der Heterogenität der Szene bewusst und betonten, im Sinne eines passiven Rollenverständnisses nicht aktivistisch, sondern auch über Rechtsextremismus möglichst objektiv berichten zu wollen. Gleichwohl zeigten sich auf journalistischer Seite verantwortungsethische Überlegungen, der Szene keine Werbeplattform zu geben und ihre Gefährlichkeit herauszuarbeiten. Vor diesem Hintergrund schilderten Journalisten und Szene-Aussteiger übereinstimmend, dass es neben Gewalt und Drohungen gegen Journalisten auch zum professionellen Tausch von Information gegen Publizität im Sinne klassischer PR kommt.