Unter dem Eindruck digitaler Medien wandelt sich politische Partizipation heute grundlegend. Während diese Dynamik für Wahlkämpfe oder Protestbewegungen bereits intensiv untersucht wird, stehen alternative, in der alltäglichen Lebensführung verankerte Formen politischen Handelns selten im Fokus der Kommunikationswissenschaft. Der vorliegende Theoriebeitrag beschäftigt sich daher mit dem Konzept Lebensstilpolitik als Form politischer Partizipation und widmet sich dem Zusammenspiel Sozialer Medien und lebensstilpolitischem Engagement. Dazu wird Lebensstilpolitik im ersten Schritt über die Kategorien Handlungsintention und Handlungsfeld systematisch definiert und entlang der Kategorien Handlungsstrategie und Handlungsrahmen differenziert. Auf Basis dessen wird anschließend anhand von bisherigen Studien und Fallbeispielen erörtert, wie Soziale Medien jeweils die unterschiedlichen Ausprägungen lebensstilpolitischer Praxis prägen und beeinflussen, welche sie begünstigen oder auch erst ermöglichen. Dabei wird herausgearbeitet, dass Soziale Medien einerseits Informations- und Partizipationskosten reduzieren und so lebensstilpolitisches Engagement unterstützen. Andererseits erweitern sie das Repertoire lebensstilpolitischer Praxis, indem sie - wie andere Medien nie zuvor - die technische Infrastruktur zur Ausübung einer persuasiven und kollektiv orientierten Lebensstilpolitik bieten.