Das hydratisierte Natrium‐dimesylamid Na4[(MeSO2)2N]4·3 H2O wurde durch Zufall entdeckt. Die Kristallstruktur (tetragonal, seltene Raumgruppe I41cd, Z′ = 1) enthält eindimensionale quadratische Röhren auf der Grundlage von Na—O‐ und Na—N‐Wechselwirkungen und veranschaulicht, daß auch ein unelegantes Koordinationsnetzwerk zu einer hochästhetischen Kristallsymmetrie führen kann. Jede Röhre wird von vier parallelen Ketten gebildet, die sich durch z‐Translation fortpflanzen. Als isolierte Einheiten würden diese Ketten aus drei μ3‐O, N, O‐verbrückenden Anionen, einem μ2‐O, N‐verbrückenden Anion, drei μ2‐verbrückenden Wassermolekülen und vier Natriumionen mit den Koordinationszahlen 5, 5, 4 und 3 bestehen; bei der Röhrenbildung verhalten sich ein μ3‐ und das einzelne μ2‐Anion passiv („äußere Liganden”︁), die anderen μ3‐Anionen („innere Liganden”︁) erhöhen ihren Verbrückungsmodus auf μ4‐O, O, N, O bzw. μ5‐O, O, N, O, O, und die niedriger koordinierten Kationen gelangen zur Koordinationszahl 5. Bei den Koordinationspolyedern handelt es sich um zwei verzerrte trigonale (O3N2)‐Bipyramiden, eine verzerrte quadratische (O5)‐Pyramide und ein (O5)‐Polyeder zwischen trigonaler Bipyramide und quadratischer Pyramide. Die in koordinationschemischer Hinsicht mangelhaft konstruierten Röhren umhüllen die zweizähligen Drehachsen, wobei benachbarte Ketten in der Röhre durch c‐Gleitspiegelung miteinander in Beziehung stehen. Außerdem finden sich benachbarte Röhren von den vierzähligen Schraubenachsen in der Weise transformiert, daß aufeinanderstoßende Stapel von äußeren Liganden zu Mischstapeln verschmelzen und dichte Packung der Röhren gewährleistet ist. Ein dreidimensionales Netzwerk aus sechs Wasserstoffbrücken O(W)—H···O=S und zahlreichen schwachen H‐Brücken des Typs C—H···O=S verstärkt die Kohäsion des Kristalls; bemerkenswert ist dabei, daß die starken O—H‐Donoren spezifisch mit den sechs nichtkoordinierenden Sulfonyl‐Sauerstoffatomen in Wechselwirkung treten.