Eine einfache und effektive Therapie bei Chemotherapien?Leitthema Fortschritte in der onkologischen Therapie haben in den letzten Jahrzehnten zu einer deutlichen Zunahme des Überlebens von Patienten mit Malignomen geführt. Dies gilt insbesondere für Malignome des jüngeren Alters wie Leukämien oder HodgkinLymphome, bei denen in vielen Fäl-len eine Heilung erzielt werden kann. Darüber hinaus werden zunehmend Patientinnen mit nicht malignen Systemerkrankungen (Lupus erythematodes [SLE], Autoimmunerkrankungen) mit einer zytostatischen Chemotherapie behandelt. Mit der Zahl der Überlebenden und erfolgreich behandelten Patienten steigt allerdings auch die Prävalenz der Spätfolgen der Chemotherapie.Bei Frauen kommt es durch die Therapie zu einem mehr oder weniger vollständi-gen Verlust der Follikel im Ovar und konsekutiv zu einer primären Ovarialinsuffizienz unterschiedlichen Schweregrades bis hin zur Amenorrhö. Die Zahl der davon betroffenen Frauen ist erheblich und wird aktuell auf etwa 200.000 Frauen in Deutschland geschätzt. Der frühzeitige Verlust der Ovarialfunktion und die damit einhergehende Sterilität bedeuten eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität und der Lebensperspektiven der betroffenen Mädchen und jungen Frauen.
Pathophysiologische GrundlagenDer Entwicklung einer primären Ovarialinsuffizienz unter Chemotherapie liegt ein beschleunigter Abbau der in limitierter Zahl vorhandenen ovariellen Follikel zugrunde. Tierexperimentelle Daten lassen vermuten, dass jeweils ein konstanter Anteil der insgesamt vorhandenen Follikel pro Tag in die Wachstumsphase eintritt. Dieser Vorgang ist unabhängig von hypophysären Gonadotropinen. Ein in die Wachstumsphase eintretender Follikel kann entweder durch Atresie zugrunde gehen oder, unter entsprechender gonadotroper Stimulation, zum präovulatorischen Follikel heranwachsen. Ein Stillstand innerhalb dieses Vorgangs ist nicht möglich. Es ist anzunehmen, dass die Beschleunigung des Follikelumsatzes durch Chemotherapie auf der Auslö-sung der Atresie jener Follikel, die gerade in die Wachstumsphase eintreten bzw. welche sich im frühen Stadium der gonadotropen Stimulation befinden, begründet ist. E Das Risiko der Entwicklung einer primären Ovarialinsuffizienz durch Chemotherapie ist demnach direkt abhängig von der Zahl der im Ovar vorhandenen Follikel und damit vom Lebensalter. Das relative Risiko für Gonadentoxizität variiert sehr stark in Abhängigkeit von den verwendeten Chemotherapeutika, deren Dosierungen und Applikationsschemata. Trotz der häufigen Anwendung verschiedenster Zytostatika liegen für die Gonadentoxizität von Einzelsubstanzen nur wenige kontrollierte Daten vor. Für ihre besonders hohe Nebenwirkungsrate sind jedoch seit längerem alkylierende Substanzen wie Cyclophosphamid oder Busulfan bekannt. Unter Cyclophosphamid-Therapie im Rahmen eines SLE zeigen 60 der behandelten Frauen eine hypergonadotrope Amenorrhö nach Abschluss der Therapie [15]. Derzeit werden verschiedene therapeutische Strategien zum Fertilitätserhalt unter Chemotherapie diskutiert. Dazu ge...