Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie – Bedeutung, Identität, Situation und Perspektiven eines großen medizinischen Fachgebietes

Wenn Kinder nicht mehr leben wollen

“…Der Ausgang ist nicht tödlich. 1 Es ist äußerst wichtig, sich als betreu ende Fachkraft dieser unterschiedlichen Schweregrade bewusst zu sein. Nicht alle Jugendlichen sind sich der Wirkungen und der Wechselwirkungen der von ihnen in suizidaler Absicht konsumierten Medika mente in vollem Umfang bewusst.…”

“…Dies wird wiederum beeinflusst von den antizipierten Konsequenzen der suizidalen Handlung. 1 Diese Antizipation von Konsequenzen spiegelt sich auch in den angegebenen Gründen des Suizidversuchs wider, die z. B. in einer Studie 1998 in einem Selbstreport erfragt wurden.…”

“…Kommt es also zu einer Aufnahme eines Jugendlichen auf ei ner interdisziplinären pädiatrischen Inten sivstation nach einem Suizidversuch, dann ist klar, dass dieser Jugendliche nicht nur der körperlichen Therapie bedarf, die aller dings häufig im Vordergrund steht. 1 Ist der Lebenserhalt mithilfe medizinischer Maß nahmen gesichert, gilt es aber auch im Sin ne der Krisenintervention möglichst früh mit dem Patienten Kontakt aufzunehmen. 2 Der Inhalt und die Gestaltung dieser Kon taktaufnahme mit dem bewusstseinsklaren Jugendlichen obliegt, meiner Erfahrung nach, häufig dem pflegerischen Personal, das sich direkt am Bett des Patienten befin det.…”

“…Nach Wed ler sollten diese Gespräche den Inhalt tragen "Ich bin bereit, dich zu akzeptieren" und durch ein wohlwollendes, verständnisvolles und vorbehaltloses Akzeptieren des Patien ten im Sinne einer beziehungsfördernden Grundhaltung zum Ausdruck gebracht wer den. 1 Das offene Ansprechen des Suizids und seiner Ursache(n), ohne dies zu bewerten, kann den Jugendlichen durch aktives Zuhö ren das Gefühl geben, wahrgenommen und in ihrer besonderen Situation angenommen und verstanden zu werden. 8 Für diese Gespräche sollte ein adäquater Rahmen zur Verfügung stehen, der ruhig und störungsfrei ist.…”

“…Da es sich bei den meisten Patienten, die nach einem Suizidversuch intensivme dizinische Versorgung auf der pädiatri schen Intensivstation benötigen, um Ju gendliche mit Intoxikationen handelt, liegt der Schwerpunkt dieses Artikels auf dieser Patientengruppe. 1 Das Ziel ist, Begrifflichkeiten im Zusam menhang mit Suizid zu klären, die Ent wicklungsherausforderungen der jugendli chen Patienten und die Entstehung von su izidalem Verhalten anhand eines Modells erklärbar und begreifbarer zu machen.…”