ZUSAMMENFASSUNGIm Rahmen einer Querschnittserhebung in den Universitätskliniken von Zagreb (HR) und Sarajevo (BiH) unter Patienten mit PTBS und anderen Traumafolgeerkrankungen (TFE) sowie anderen psychischen Erkrankungen (n = 353) gehen wir der Frage nach, wie die Religiosität/Spiritualität (R/S) der Betroffenen und die empfundene Krankheitsbelastung zusammenhängen. Es zeigte sich, dass die Krankheitsbelastung bei Personen mit TFE signifikant höher war als mit anderen psychischen Erkrankungen. Zwischen ihnen besteht kein signifikanter Unterschied in der Nutzung ihrer R/S als Ressource im Umgang mit ihrer Erkrankung (SpREUK-Fragebogen). Die SpREUK-Faktoren unterscheiden sich jedoch signifikant in Abhängigkeit von der Behandlungsdauer. Wer nicht aktiv am Krieg teilnahm suchte weit mehr nach einer spirituellen Ressource, hatte größeres religiöses Vertrauen und sah Krankheit deutlich eher als eine Chance für (mögliche) Veränderung im eigenen Leben als die Kriegsteilnehmer. Bei Personen mit TFE-korreliert die Stärke der Krankheitsbelastung moderat (r > 0,40) mit allen 3 SpREUK-Faktoren, wohingegen dies nur schwach bei Personen mit anderen psychisch Erkrankten der Fall ist. Bei aktiver Kriegsteilnahme korreliert eine höhere subjektive Krankheitsbelastung ähnlich (moderat) mit einer stärkeren Suche und mehr religiösem Vertrauen in, schwächer hingegen mit der Reflexion. Die Rolle der R/S im Umgang mit der eigenen Erkrankung kann zeitlichen und biografischen Schwankungen bzw. dynamischen Entwicklungen unterliegen, bedeutet aber für die meisten eine bedeutsame Ressource. Ihre Beachtung im therapeutischen Prozess birgt über die beiden Länder hinaus Potenziale für Public Health.