Zusammenfassung
27 Jahre nach dem Krieg in Kroatien ist der Prozess der Vergebung und Versöhnung zwischen den damaligen Kriegsparteien nicht abgeschlossen. Das Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, welche Bedürfnisse bezüglich Vergebung Patientinnen und Patienten in Psychiatrie und Psychotherapie in Kroatien haben.
Methode: Anonyme Querschnittserhebung mit standardisierten Fragebögen unter 200 Patientinnen und Patienten mit Traumafolgeerkrankungen (TFE) und anderen psychischen Erkrankungen, die im Allgemein- und Veteranenkrankenhaus in Vukovar behandelt wurden.
Ergebnisse: Für eine große Anzahl der Patienten und Patientinnen spielen das Bedürfnis, jemandem zu vergeben, und das Bedürfnis, selbst Vergebung zu erlangen, eine wichtige Rolle. Signifikante Unterschiede in der Ausprägung der Stärke der Bedürfnisse gab es zwischen Patientengruppen: mit und ohne TFE, mit und ohne aktive Kriegsteilnahme.
Fazit: Vergebung ist für die Patientinnen und Patienten in Kroatien weiterhin ein aktuelles, nicht abgeschlossenes Thema. Es erfordert interdisziplinäre Forschung und Arbeit im Sinne der Förderung eines dauerhaften Friedens, nicht nur in Kroatien oder auf dem Balkan, sondern europa- und weltweit, auch im Blick auf neue kriegerische Auseinandersetzungen.
ZusammenfassungNach dem Krieg in Bosnien und Herzegowina leiden viele Menschen an Traumafolgeerkrankungen. Das Ziel der Studie war, religiöse und spirituelle Bedürfnisse bei den mehrheitlich muslimischen Patienten in Sarajevo zu untersuchen.
ZUSAMMENFASSUNGIm Rahmen einer Querschnittserhebung in den Universitätskliniken von Zagreb (HR) und Sarajevo (BiH) unter Patienten mit PTBS und anderen Traumafolgeerkrankungen (TFE) sowie anderen psychischen Erkrankungen (n = 353) gehen wir der Frage nach, wie die Religiosität/Spiritualität (R/S) der Betroffenen und die empfundene Krankheitsbelastung zusammenhängen. Es zeigte sich, dass die Krankheitsbelastung bei Personen mit TFE signifikant höher war als mit anderen psychischen Erkrankungen. Zwischen ihnen besteht kein signifikanter Unterschied in der Nutzung ihrer R/S als Ressource im Umgang mit ihrer Erkrankung (SpREUK-Fragebogen). Die SpREUK-Faktoren unterscheiden sich jedoch signifikant in Abhängigkeit von der Behandlungsdauer. Wer nicht aktiv am Krieg teilnahm suchte weit mehr nach einer spirituellen Ressource, hatte größeres religiöses Vertrauen und sah Krankheit deutlich eher als eine Chance für (mögliche) Veränderung im eigenen Leben als die Kriegsteilnehmer. Bei Personen mit TFE-korreliert die Stärke der Krankheitsbelastung moderat (r > 0,40) mit allen 3 SpREUK-Faktoren, wohingegen dies nur schwach bei Personen mit anderen psychisch Erkrankten der Fall ist. Bei aktiver Kriegsteilnahme korreliert eine höhere subjektive Krankheitsbelastung ähnlich (moderat) mit einer stärkeren Suche und mehr religiösem Vertrauen in, schwächer hingegen mit der Reflexion. Die Rolle der R/S im Umgang mit der eigenen Erkrankung kann zeitlichen und biografischen Schwankungen bzw. dynamischen Entwicklungen unterliegen, bedeutet aber für die meisten eine bedeutsame Ressource. Ihre Beachtung im therapeutischen Prozess birgt über die beiden Länder hinaus Potenziale für Public Health.
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