Auf 149 Intensivstationen in Deutschland und Österreich erfolgte 1994 bei insgesamt 82 % aller Patienten eine Katheterdrainage der Harnblase. In mehr als drei Viertel dieser Fälle wurde eine transurethrale Ableitung gewählt. Eine suprapubische Drainage kam in lediglich 18,6 % der Fälle zur Anwendung ± ein unverständlich niedriger Anteil, wenn man die Vorteile des suprapubischen Katheters bedenkt: er umgeht die schutzbedürftige Harnröhre, und es kommt nicht zur Ausbildung einer mukopurulenten Membran, welche die Keimaszension und entzündliche Komplikationen der Harnröhre sowie der männlichen Adnexe begünstigt. Harnröhrenstrikturen ± bei immerhin 25 % aller männlichen Patienten Folge eines transurethralen Dauerkatheters ± werden vermieden. Die Spontanmiktion und Restharnbestimmung sind mit einem suprapubischen Katheter problemlos möglich und der pflegerische Aufwand sowie die subjektive Belastung des Patienten sind gering. Es bestehen verschiedene Kontraindikationen für die suprapubische Methode. Sie ist nicht an Assistenzpersonal delegierbar und erfordert Zusatzmaûnahmen, wie beispielsweise die Blasenauffüllung. Eine breitere Anwendung der suprapubischen Methode kann auch durch Unzulänglichkeiten handelsüblicher Punktionssysteme kompromittiert werden. Ein neues suprapubisches Punktionssystem mit verbesserten Sicherheits-und Handlingeigenschaften wurde in drei urologischen Kliniken bei 285 konsekutiven Patienten evaluiert. Für die Katheterdrainage der Harnblase stehen der transurethrale Dauerkatheter (DK) und der perkutane, suprapubische Fistelkatheter (SFK) zur Verfügung. Beide Drainagesysteme sind durch verschiedene Vor-und Nachteile charakterisiert (Tabelle 1, 2). Bei der Langzeitdrainage über mehrere Tage oder Wochen bietet der SFK entscheidende Vorteile, da er die schutzbedürftige Harnröhre umgeht [2, 4, 9, 12, 14]. Es kommt nicht zur Ausbildung einer mukopurulenten Membran, wodurch eine Keimaszension und entzündliche Komplikationen der Harnröhre (Urethritis) und der männlichen Adnexe (Prostatitis, Epididymo-Orchitis) zuverlässig vermieden werden. Harnröhrenstrikturen, die bei jedem vierten männlichen Patienten als (Spät-) Folge eines DK auftreten können, sind ausgeschlossen. Die Spontanmiktion und exakte Restharnbestimmung sind mit dem SFK problemlos möglich, und der pflegerische Aufwand ist gering. Es besteht nur eine geringe subjektive Belastung des Patienten, da der SFK im Gegensatz zum DK den Blasenverschluûmechanismus nicht irritiert. So kann auch die Wiederherstellung der Spontanmiktion beim SFK schneller erfolgen und den stationären Aufenthalt verkürzen [2, 10, 14]. Trotz dieser zahlreichen und gewichtigen Vorteile hat sich der SFK bisher noch nicht in gröûerem Umfang durchsetzen können. Auch wenn in einem gewöhnlichen Akutkrankenhaus bei etwa 10 % und in einem Schwerpunktkrankenhaus bei etwa 30 bis 40 % aller aufgenommenen Patienten ein Blasenverweilkatheter zur Anwendung kommt, wird der DK immer noch 8-bis 10 mal häufiger benutzt, als der SFK [4]. Auf 149 Intensivstationen in Deutschland und Österrei...