Zusammenfassung
In einem Verdauungsversuch wurden in drei Perioden an 12 Hammeln die Einflüsse der Defaunierung und der Kohlenhydratzusammensetzung von drei halbsynthetischen Rationen überprüft. Dazu wurden auch Wirkungen auf verschiedene N‐Fraktionen in Kot und Harn sowie auf die N‐Bilanz untersucht.
Der partielle Austausch von Cellulose durch naturbelassene Stärke führte zu einer Steigerung in der scheinbaren Verdaulichkeit der meisten Futterinhaltsstoffe mit Ausnahme von Rohfaser, Cellulose und Stickstoff und außerdem zu einem Anstieg im N‐Ansatz. Dies ging mit einer höheren Bildung von Bakterienprotein einher, wie anhand von Allantoin im Harn bzw. Bakterien‐N im Kot nachgewiesen werden konnte. Bei Substitution von nativer Stärke durch Quellstärke konnte jedoch nur ein deutlich geringerer Anstieg in der Verdaulichkeit im Vergleich zu der cellulosereichen Ration beobachtet werden, wohingegen der N‐Ansatz eher noch stärker zunahm.
Defaunierung führte zu etwas verringerten Harn‐N‐ bzw. Harnstoff‐N‐Verlusten und zu einem tendenziellen Anstieg von Allantoin‐ bzw. Bakterien‐N‐Exkretion. Daraus konnte geschlossen werden, daß beim Fehlen von Ciliaten im Pansen eine verminderte Ammoniakfreisetzung im Pansen erfolgt und eine Kompensation der Protozoen durch Bakterien stattfindet. Bei Verfütterung einer Ration mit rund 40% nativer Stärke kombiniert mit 30% Cellulose verursachte Defaunierung einen deutlichen Verdaulichkeitsabfall, wurde jedoch 70% gereinigte Cellulose verfüttert, so lag die Verdaulichkeit bei defaunierten Tieren sogar höher. Durch Defaunierung konnte zudem nachgewiesen werden, daß die Protozoen des Pansens beim Einsatz von Quellstärke praktisch keine Bedeutung haben. Dies wurde daraus deutlich, daß bei den gemessenen Verdauungskriterien kein Effekt der Defaunierung zu beobachten war, und außerdem, daß die normalerweise festzustellende Verdaulichkeitsminderung durch Austausch von Nativ‐ durch Quellstärke bei protozoenfreien Tieren nicht auftrat. Durch Defaunierung konnte der N‐Ansatz der Hammel unabhängig von der Ration signifikant um etwa ein Gramm pro Tag bzw. 50% gesteigert werden.